Die großen Flughäfen: Singapore Changi Airport:Nur Fliegen ist schöner

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Da könnte sich Heathrow eine Scheibe abschneiden: Der Flughafen in Singapur ist ein vorbildliches Beispiel für freundlichen Service, angenehmes Ambiente und geräuschlose Effizienz.

Andreas Spaeth

Man mag über den stets wie geleckt wirkenden Stadtstaat Singapur denken wie man will - das Ankommen am Changi Airport allerdings ist tatsächlich ein reines Vergnügen.

Singapur
:Das neue Terminal 3 am Changi Airport

Der Changi Airport in Singapur überzeugt mit Freundlichkeit, spektakulärer Architektur und Effizienz.

Denn wo sonst auf der Welt wird man an der im allgemeinen lästigen und oftmals zeitraubenden Paßkontrolle mit einem Lächeln empfangen, freut sich über gratis angebotene Bonbons und vor allem über die Abfertigung in Sekundenschnelle?

Anschließend ist binnen Minuten das Gepäck auf dem Band; und wer keine allzu schweren Koffer hat, kommt mit der MRT-Schnellbahn zügig und für umgerechnet rund einen Euro konkurrenzlos günstig mitten ins 20 Kilometer entfernte Stadtzentrum.

Ähnlich reibungslos gestalten sich natürlich auch die Anfahrt zum Flughafen und der Abflug - letzteres ist fast schade, denn der 1300 Hektar große, überwiegend auf aufgespültes Land gebaute Airport bietet so viel Abwechslung und Zerstreuung, dass man hier gut einen entspannten Tag verbringen kann, ohne sich zu langweilen.

Die Reize ihres Vorzeige-Flughafens, der in beinahe allen Umfragen immer wieder zum weltweit besten seiner Kategorie gewählt wird, haben mittlerweile auch die Einheimischen erkannt.

"Wenn es in Singapur regnet, kommen immer mehr Hochzeitspaare mit der MRT-Bahn nach Changi, um hier ihre Hochzeitsfotos mit dem Kontrollturm im Hintergrund zu machen", freut sich ein Flughafensprecher. Und wenn man bedenkt, wie wichtig den Asiaten die Fotos ihrer Vermählung sind, dann ist das schon ein deutliches Zeichen hoher Wertschätzung.

Vieles anders, vieles besser

Singapur-Changi, am 1. Juli 1981 in einem ersten Bauabschnitt eröffnet, macht vieles anders und besser als die meisten anderen großen Flughäfen dieser Welt. Dahinter steht natürlich das Bestreben des nur viereinhalb Millionen Einwohner zählenden südostasiatischen Stadtstaates nach Weltgeltung - und dafür erweist sich ein beliebtes Drehkreuz im Weltluftverkehr als ideales Instrument, unterstützt von der weltweit renommierten Fluggesellschaft Singapore Airlines (SIA), die hier beheimatet ist.

Bei den Passagierzahlen - 2007 waren es 36,7 Millionen, einPlus von 4,8 Prozent gegenüber 2006 - liegt Changi in Asien an fünfter Stelle, weltweit auf Platz 19; zudem ist der Flughafen ein bedeutendes Fracht-Drehkreuz.

Auf Verkehrsmaximierung ist auch die Luftfahrtpolitik ausgerichtet. So räumt Singapur allen Fluggesellschaften unbeschränkte Verkehrsrechte ein - eine Liberalität, die im immer noch stark regulierten Asien die Ausnahme ist. Anfang 2008 bedienten insgesamt 82 Airlines den Changi Airport, boten pro Woche 4360 Linienflüge zu 190 Städten in 60 Ländern. Selbstverständlich nimmt SIA in Changi mit etwa der Hälfte aller Passagiere und 40 Prozent der Flüge den Spitzenplatz ein.

Wie Airlines und Passagiere von Changi profitieren - lesen Sie weiter.

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Fluggesellschaften und Passagiere profitieren gleichermaßen von den ehrgeizigen Qualitätszielen der Flughafenbehörde CAAS: Zwölf Minuten nach dem Andocken eines Flugzeugs am Flugsteig sollen die ersten Gepäckstücke auf dem Band sein, nach 29 Minuten die letzten Koffer und maximal eine halbe Stunde nach der Landung sollen die meisten Fluggäste das Terminal verlassen können - "in 90 Prozent der Fälle klappt das auch", versichert der Flughafensprecher.

Schnelle Umsteigzeiten

Ebenso wie die Mindestumsteigezeit von nur 45 Minuten bei SIA-Flügen; eine beachtliche Leistung, weil es sich bei den meisten Flugzeugen um Jumbo-Jets und um bereits vier der großem Airbusse vom Typ A380 handelt.

Was diese engen Zeitvorgaben unterstützt, ist neben anderer intelligenter Infrastruktur vor allem die hocheffiziente automatische Skytrain-Bahn, die den Passagieren mit sieben Stationen zur Verfügung steht; die Strecke wurde kürzlich erst auf 6,5 Kilometer verlängert, um die drei Terminals zu verbinden.

Am 9. Januar 2008 ging das neueste, weitgehend verglaste Terminal 3 in Betrieb - natürlich reibungslos. Mit seinen 380000 Qudratmeter Fläche - das entspricht 63 Fußballfeldern - auf sieben Ebenen ist es auch das größte der drei Abfertigungsgebäude und eines eines der spektakulärsten weltweit.

Vor allem der Dachkonstruktion wegen, die von einem österreichischen Unternehmen stammt: Mehr als 900 bewegliche Panele passen die Lichtverhältnisse im Inneren dem Tageslicht an und sorgen mit raffinierter indirekter Beleuchtung auch des Nachts für angenehmes Ambiente. Weiterer Höhepunkt ist ein über fünf Stockwerke hängende Garten mit vier Wasserfällen.

Dem Bedarf voraus sein

Terminal 3, in dem unter anderem auch Flüge von SIA abgefertigt werden, schafft Kapazitäten für 22 Millionen weitere Passagiere und erhöht damit die in Changi mögliche Verkehrsleistung auf insgesamt 70 Millionen Fluggäste im Jahr - rund das Doppelte des heutigen Aufkommens.

Nicht dass Singapur dringend solch ein Gebäude gebraucht hätte, aber es ist eben die Philosophie der Asiaten, entstehendem Bedarf voraus zu sein. "Wir könnten auch noch mehr Land aufspülen, aber für das neue Terminal und eine weitere Start- und Landebahn hatten wir genügend Fläche", heißt es Changi. Eine kürzere dritte Bahn neben den beiden Hauptpisten gibt es schon, sie wird aber lediglich von der Luftwaffe genutzt.

Rund 30 Prozent aller Passagiere in Changi sind Umsteiger, die zwischen zwei Flügen die Terminals gar nicht verlassen. Was nicht schlimm ist, denn es gibt so Angenehmes wie die Kaktus- und Orchideengärten auf den Terminaldächern, wo sogar das Rauchen erlaubt ist. Oder Schwimmbad und Jacuzzi auf dem Dach von Terminal 1 unter freiem Himmel für fünf Euro Eintritt.

Viele ergeben sich dem Jetlag in einem der Transithotels nach, lesen kostenfrei ihre Emails an den vielen Internetstationen, vergnügen sich mit Unterhaltungsmöglichkeiten wie einer Live-Game-Show oder gehen bei freiem Eintritt ins Kino. Kein Wunder, dass schon mancher seinen Weiterflug verpaßt hat.

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