Deutsche Anträge zum Unesco-Welterbe:Nur einer wird gewinnen

Zwei deutsche Kandidaten bangen derzeit um die Aufnahme in die Welterbeliste der Unesco: Bayreuth mit dem Markgräflichen Opernhaus und Schwetzingen mit der kurfürstlichen Sommerresidenz. In den kommenden Tagen soll die Entscheidung fallen, doch einer der Bewerber hat schon im Vorfeld schlechte Karten.

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Welche Gebäude, Baudenkmäler und Naturstätten sind so einmalig, dass sie künftig in die berühmte Unesco-Welterbeliste aufgenommen werden sollten? Über mehr als 30 Kandidaten weltweit berät die Sonderorganisation der Vereinten Nationen noch bis zum 6. Juli im russischen Sankt Petersburg und auch zwei deutsche Anträge liegen auf dem Tisch. Einen davon hat die Kleinstadt Schwetzingen in Baden-Württemberg eingereicht. Das Schloss in Schwetzingen

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Schwetzingen bewirbt sich mit einem Gesamtensemble aus Schloss, Garten, Stadt und Wirkungsgeschichte. Die Anlage sei das am besten erhaltene Beispiel einer fürstlichen Sommerresidenz des 18. Jahrhunderts, heißt es im Projektantrag.

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Die Beschaffenheit der heutigen Anlage ist vor allem auf den pfälzischen Kurfürsten Carl Theodor (1724-1799) zurückzuführen. Dieser nahm sich während seiner Regierungszeit des vernachlässigten Schlosses an, das erst 1701 nach mehrmaliger Zerstörung wieder aufgebaut worden war.

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In Schwetzingen seien die beiden Gartenstile des 18. Jahrhunderts so vollkommen verbunden wie in keinem anderen Schlossgarten, begründen die Antragsteller weiter. Um den symmetrischen französischen Barockgarten ...

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... liegt ein natürlicherer, englischer Landschaftsgarten. Mit dem sogenannten Wiesentälchen habe der Gartenarchitekt Friedrich Ludwig Sckell (1750-1823) hier sein Hauptmotiv begründet, das er später beispielsweise auch im Englischen Garten in München umsetzte.

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In Schwetzingen steht auch die letzte noch erhaltene Gartenmoschee (im Bild) des 18. Jahrhunderts - kein Gotteshaus, sondern ein Zeichen für kulturelle Offenheit. Das Rokokotheater ist außerdem das älteste noch erhaltene Rangtheater Europas.

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Wirkungsgeschichtlich gilt Schwetzingen als Wegbereiter der aufklärerischen deutschen Reformoper. Durch die Prägung der Zusammensetzung und Spielkultur des klassischen Orchesters sowie der Entwicklung des systematischen Instrumental- und Kompositionsunterrichts, wirke die sogenannte "Mannheimer Schule" bis heute.

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Schwetzingen bewirbt sich bereits zum zweiten Mal um den Welterbe-Titel. 2007 hatte man die Kandidatur nach einem ungünstigen Gutachten des Internationalen Rats für Denkmalpflege (Icomos) zurückgezogen. Und auch in diesem Jahr sind die Aussichten nicht gut. Wieder empfehlen die Denkmalschützer die Ablehnung des Antrags: Das Schloss sei nicht einzigartig genug, um es zum universellen Erbe der Menschheit zu erklären. Weil die Unesco zwar unabhängig, aber auf Grundlage des Gutachtens entscheidet, gilt ein Erfolg der Bewerbung als zweifelhaft.

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Wenn es einer der deutschen Bewerber auf die Welterbeliste schafft, dann wohl Bayreuth mit seinem Markgräflichen Opernhaus. Die Aufnahme des Markgräflichen Opernhauses haben die Internationalen Denkmalschützer in ihrem Gutachten jedenfalls empfohlen. Der barocke Prachtbau wurde von 1746 bis 1750 nach Plänen von Giuseppe Galli da Bibiena (1696-1757) und Joseph Saint-Pierre (um 1709-1754) erbaut.

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Als "einzigartiges Monument barocker Theaterkultur" preisen die Experten der Schlösserverwaltung das Opernhaus in der offiziellen Bewerbung. "Das Markgräfliche Opernhaus in Bayreuth verkörpert in außergewöhnlicher Vollendung und Erhaltung den Typus des höfischen Opernhauses und Festraumes des 18. Jahrhunderts, der neben dem Schloss- und Kirchenbau wichtigsten Repräsentationsplattform der absolutistischen Gesellschaft."

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Zu verdanken hat das oberfränkische Bayreuth sein Opernhaus einer preußischen Prinzessin. Wilhelmine (1709-1758) hätte ursprünglich den englischen Thronfolger heiraten sollen, doch die Schwester von Friedrich dem Großen wurde nach vielen Wirrungen am Potsdamer Hof schließlich "nur" Markgräfin von Bayreuth. Die fränkische Provinz blühte auf dank Wilhelmine: Sie lockte viele Künstler nach Bayreuth und ließ unter anderem das Opernhaus bauen.

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