Pannen beim Autofahren:Mit dem Navi in den Abgrund

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Polizist mit einer Laserpistole: Gerade geht der "Blitzermarathon" auch in Hessen und Bayern zu Ende. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Wenn möglich, bitte wenden: Wer seinem Navigationsgerät blind vertraut, erlebt mitunter böse Überraschungen.

Glosse von Joachim Becker

Kein größerer Spaß unter der Sonne als die Schadenfreude - wenn Autoposer mit röhrenden Motoren vor aller Augen in die Radarfalle gehen. Soll ja vorgekommen sein während der "Speed Week", die gerade in mehreren Bundesländern ausläuft. Gemeint ist keine Vollgaswoche, sondern eine koordinierte Blitzeraktion an unfallträchtigen Streckenabschnitten. So etwas zieht die Blicke an und sorgt für Heiterkeit.

Genau wie die unzähligen "Car Fails" auf Youtube, die mühelos ein Millionenpublikum erreichen. Hauptsache, die Laiendarsteller fahren mit Karacho auf einer Kreuzung ineinander oder werden von einem Erdrutsch oder umstürzenden Lkw knapp verfehlt. Vor laufender Dashcam natürlich (Kamera vorn am Innenspiegel eines Autos) und gerne mit exotischem Flair garniert (Palmen, Elefanten oder etwas Adäquatem am Polarkreis). Solches Lokalkolorit mit Menschen, Tieren, Sensationen geht den Tempo messenden Ordnungshütern an bundesdeutschen Landstraßen leider ab.

"Schöner scheitern" scheint auch das Motto all der Autofahrer zu sein, die ihrem Navigationssystem blind ins Verderben folgen. Harmlose Fälle sind dabei jene, in denen Touristen immer mal wieder direkt auf dem Münchner Marienplatz landen. " American dad takes on family european vacation" heißt ein Instagram-Video, in dem sich eine US-Familie darüber wundert, warum sie von allen angestarrt wird und warum hier Blumentöpfe mitten auf dem Weg stehen. Schuld war natürlich das Navigationssystem im Mietwagen - das sie zudem nicht über den Marienplatz führen wollte, sondern ins Untergeschoss.

Dass die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten nicht notwendig die richtige ist, musste auch eine Frau lernen, die ihr Elektroauto im Eisbach im Englischen Garten versenkte. Auch sie erklärte den herbeigeeilten Beamten, dass sie sich auf ihr Navigationssystem verlassen habe. Wobei ihr Promille-Wert von 1,48 nicht nur ihre Glaubwürdigkeit, sondern auch den Orientierungssinn eingetrübt haben dürfte.

Gravierender ist da schon das "Car Fail" von zwei Männern auf dem Weg zum Örtchen Bamaga auf der Kap-York-Halbinsel in Australien. Gestartet in Queensland, wollten sie einen der unberührtesten Landstriche der Welt durchqueren. Die App habe sie dann aufgefordert, von der Hauptstraße abzufahren und in den Oyala-Thumotang-Nationalpark abzubiegen. Dort blieb ihr Allradfahrzeug schließlich stecken - mitten im Nirgendwo. Den Deutschen blieb nichts anderes übrig, als sich zu Fuß den Weg zurück in die Zivilisation zu suchen. Dies sei nicht der erste Vorfall dieser Art gewesen, erklärte ein strenger Parkaufseher. Statt eine App zu verwenden, sollten die Besucher lieber den Schildern folgen und offizielle Karten oder andere Navigationsgeräte einsetzen.

Haben die Leute nie gelernt, Kompass und Landkarte zu nutzen? Oder könnten sie nicht wenigstens die Scheibe herunterlassen und rechtzeitig nach dem Weg fragen? Das funktioniert zuverlässig. Sei es aus Höflichkeit oder aus heimlicher Schadenfreude: Die meisten Angesprochenen helfen gerne weiter - auch wenn sie überhaupt keine Ahnung haben. Vielleicht gilt das ja auch für Navigationsgeräte? Bis Menschen und Maschinen einander besser verstehen, wird es wohl noch ein Weilchen dauern.

Der Autor hat auch keine Peilung - zumindest auf dem Wasser, was beim Segeln nützlich wäre. (Foto: Bernd Schifferdecker (Illustration))
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