100 Jahre Woolworth Building in New York:Die schöne Kathedrale des Kommerzes

Der erste wirkliche Wolkenkratzer von New York wurde höher als 50 Etagen gebaut. Doch nicht nur wegen des damaligen Weltrekords ist das Woolworth Building noch immer eine Sehenswürdigkeit.

Mit historischen Bildern

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Der erste wirkliche Wolkenkratzer von New York wurde höher als 50 Etagen gebaut. Doch nicht nur wegen des damaligen Weltrekords ist das Woolworth Building noch immer eine Sehenswürdigkeit. Der Bauherr zahlte bar. Er hätte es mit 270 Millionen Fünf-Cent-Stücken tun können, die aneinandergelegt anderthalb Mal um die Erde gereicht hätten. Genug Münzen hatte er, schließlich war er der "König der Fünf-Cent-Läden": Vor 100 Jahren eröffnete Frank Woolworth das nach ihm benannte Gebäude in New York. Ein Meilenstein der Architekturgeschichte und früherer Teilnehmer am bis heute andauernden Wettlauf um das höchste Gebäude der Welt. Im Bild: Woolworth Building 1925

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Von "Größe und Überfluss" New Yorks schwärmte 1913 ein Reiseführer. "Gewaltige Gebäude, Türme und Kirchen, alle konkurrieren miteinander um den Titel "höchstes und größtes". Doch über allem ist das Woolworth Building, ruhig und unangreifbar." Da war der Bau nach 29 Monaten gerade eröffnet worden. Damals neu: Ein Generalauftragnehmer kümmerte sich um das ganze Projekt und kassierte letztlich eine Prämie. Louis Horowitz hieß dieser Mann und sagte später: "In meinen Alpträumen haben wir bei diesem gewaltigen Auftrag versagt." Im Bild: Fähre auf dem Hudson mit dem Woolworth Building, etwa 1915

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Die Alpträume wurden nicht zur Realität: Horowitz lieferte pünktlich und bekam dafür die zugesagten 300.000 Dollar. Das ganze Gebäude kostete 13,5 Millionen Dollar. Woolworth finanzierte damit ein Stück Architekturgeschichte - und das damals höchste Gebäude der Welt. Zuvor hatte sich noch keiner über die 700-Fuß-Marke (213 Meter) und auch nicht über 50 Stockwerke hinaus getraut. Im Bild: Blick auf das Woolworth Building von der Baustelle des Cities Service Buildings aus (dieses wurde 1976 in American International Building umbenannt; seit 2012 heißt es 70 Pine Street).

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Doch was Architekt Cass Gilbert da an den Broadway setzte, kratzte tatsächlich an den Wolken: 792 Fuß, 241 Meter hoch, 57 Etagen. Gilbert fügte gotische Elemente ein inklusive Spitzbögen und Wasserspeiern - mitten im New York des 20. Jahrhunderts.

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Zur Eröffnung schaltete US-Präsident Woodrow Wilson persönlich die 80.000 Glühbirnen im ganzen Gebäude an - per Fernleitung aus dem Weißen Haus in Washington. 800 Ehrengäste waren geladen und einer, ein Geistlicher, sprach von der "Kathedrale des Kommerzes". Der Spitzname blieb bis heute hängen. Im Bild: Woolworth Building, etwa 1930

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Eine Zeitung pries den "Königsblick" auf "das alte New York". Den konnte jeder genießen, der zahlte. Auf der Aussichtsplattform wurden 1916 mehr als 100.000 Touristen aus 60 Ländern gezählt. Ein Expressaufzug brachte sie in den 54. Stock, von da ging es im Glaslift bis zur obersten Etage weiter. Das kostete 50 Cent. Das entspricht heute etwa zwölf Dollar (9,20 Euro) und damit gut der Hälfte dessen, was Besucher des Empire State Buildings zahlen müssen.

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"Wie hoch kann New York in den Himmel klettern?", fragte eine Zeitung damals. Völlig selbstverständlich war lange, dass das höchste Gebäude in New York stehen musste. Fast zwei Jahrzehnte hielt der Rekord des Woolworth Buildings, dann purzelte er alle paar Monate, bis ihn das Empire State Building vier Jahrzehnte hielt und dann das World Trade Center für vier Jahre. Im Bild: Blick vom World Trade Center 1971, in der Mitte das Woolworth Building, rechts oben die Brooklyn Bridge

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Inzwischen stehen die höchsten Gebäude ganz woanders. Der vor drei Jahren eröffnete Burj Khalifa in Dubai ist 830 Meter hoch. Wenn das Woolworth Building dreimal so hoch wäre, wie es tatsächlich ist, fehlten immer noch gute 100 Meter.

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Was bleibt ist der Ruhm in den Architekturbüchern und der Ruf, eine New Yorker Touristenattraktion zu sein. Woolworth sitzt schon lange nicht mehr im Woolworth Building, gerade werden 30 Stockwerke zu exklusiven Wohnungen ausgebaut. Der Preis des Umbaus: 150 Millionen Dollar - das Elffache des damaligen Baupreises.

© Süddeutsche.de/Chris Melzer, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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