Wirtschaftspolitik:Wohin steuert Sachsens Wirtschaft? Gute Perspektiven

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„Wasserstoff“ steht auf einer Leitung der Elektrolyse. (Foto: Uwe Zucchi/dpa/Archivbild)

Die Erinnerungen an Betriebsschließungen und hohe Arbeitslosigkeit in den 1990ern sitzen bei vielen Sachsen noch tief. Nun sehen Experten die Wirtschaft erneut in einer Transformation. Dabei bestehe die Chance, von der verlängerten Werkbank zum Zukunftsstandort zu werden.

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Dresden (dpa/sn) - Sachsens Wirtschaft steht nach einer Analyse von Experten am Scheideweg, hat aber gute Chancen Innovationskraft zu entfalten. Es gehe nun darum, positive wirtschaftliche Dynamik durch kluges politisches Handeln zu entfesseln, heißt es im Gutachten eines Expertenrates, das am Montag in Dresden vorgestellt wurde. Dazu empfiehlt das Gremium Strom-, Wasserstoff- und Breitbandnetze zügig auszubauen, ebenso wie erneuerbare Energien. Zudem wird angesichts eines sich verschärfenden Mangels an Fach- und Arbeitskräften mehr Anstrengung mit Blick auf gute Löhne, attraktive Arbeitsbedingungen und Vereinbarkeit von Familie und Beruf angemahnt.

Die Experten sehen Sachsens Wirtschaft nach den Umbrüchen infolge der Wiedervereinigung in einer zweiten Transformation. Hierbei habe es die Chance von der verlängerten Werkbank zum Zukunftsstandort zu werden, heißt es in dem Gutachten. Dabei wird etwa auf die Rolle des Freistaates als Halbleiterstandort aber auch als Vorreiter in der Elektromobilität verwiesen. Die geplante Ansiedlung des taiwanischen Chipkonzerns TSMC könne „einen echten Paradigmenwechsel einläuten“. Auf diese Weise gewinne die Region eine neue Sichtbarkeit.

Sachsen hat mit den vielen neuen Investitionen die Chance für eine zweite Transformation“, konstatiert der Vorsitzende des Gremiums, Wolfgang Schroeder. „Dafür muss man aus den Fehlern der ersten Transformation der 90er Jahre lernen.“ Es gelte attraktiv für neue Fachkräftezuwanderung zu sein und Potenziale einer engen Vernetzung von Wissenschaft, staatlicher Infrastruktur und Unternehmen zu nutzen, um Technologietransfer innovativ zu gestalten.

Nach Berechnungen des Wirtschaftsministeriums werden in den kommenden Jahren größere Investitionen von mehr als 30 Milliarden Euro durch Unternehmen selbst, aber auch durch EU, Bund und Land umgesetzt. „Sachsen nimmt Anlauf, um einen riesigen Sprung nach vorne zu machen“, konstatierte Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD). „Wir müssen aufpassen, dass wir uns dabei nicht selbst ein Bein stellen. Die Lage ist besser als die Stimmung.“ Wer alles in ein schlechtes Licht rücke und von Niedergang rede, weil es der politischen Agenda nutze, der bedrohe den Wohlstand und die Zukunftschancen Sachsens.

Die Transformation treffe auf eine verunsicherte Gesellschaft mit großer Skepsis gegenüber den Zukunftsperspektiven, konstatiert das Expertengremium. „Manche Innovation könnte so ausgebremst werden.“ Es mahnt zu Weltoffenheit und Toleranz. Wenn Sachsen seine Chancen nutzen wolle, sei das nicht nur eine Frage des Standorts und der Unternehmen, „sondern auch eine mentale und motivationale Frage der Gesellschaft“. Dem Bericht zufolge könnte der Freistaat Teil einer europäischen Wachstumsregion von der Nord- und Ostsee bis nach Prag, Wien und Krakau werden. „Sachsen liegt hier im Zentrum.“

Das Wirtschaftsministerium hatte den Rat im Jahr 2022 einberufen, um Rahmenbedingungen der Transformation einzuordnen und eine Prognose der Entwicklung bis 2035 zu geben. Zu den sechs Mitgliedern gehören Wolfgang Schroeder vom Wissenschaftszentrum Berlin, Joachim Ragnitz vom Institut ifo in Dresden sowie die Aufsichtsratschefin der Mitteldeutschen Flughafen AG, Hiltrud Dorothea Werner.

© dpa-infocom, dpa:240129-99-790330/4

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