Erfurt (dpa/th) - Beim TV-Duell mit dem Thüringer CDU-Spitzenkandidaten Mario Voigt hat der AfD-Politiker Björn Höcke nach Einschätzung der Demokratieberater von Mobit klassische Kommunikationsstrategien der sogenannten Neuen Rechten benutzt. „Er ist ausgewichen, er hat behauptet, er werde falsch interpretiert, er hat auf Selbstverharmlosung gesetzt“, sagte der Sprecher von Mobit, Felix Steiner, der Deutschen Presse-Agentur. Noch vor einigen Jahren hätten Vertreter der Neuen Rechten regelmäßig auf Provokationen gesetzt, um viel Aufmerksamkeit zu bekommen, sagte Steiner. Das sei nun nicht mehr nötig. „Voigt hat Höcke endgültig in die Mainstream-Medien geholt, dorthin, wo Höcke immer sein wollte, er muss nicht mehr um Aufmerksamkeit kämpfen.“
Nach einer Definition der Bundeszentrale für politische Bildung wird unter dem Begriff Neue Rechte „eine geistige Strömung verstanden, deren Ziel die intellektuelle Erneuerung des Rechtsextremismus ist“. Ihren Ursprung hat diese Bewegung in den späten 1960er-Jahren, sie enstand als Gegenbewegung zur linken Studentenbewegung der 1968er.
Steiner sagte, Höcke habe beim TV-Duell behauptet, er wolle im Ausland lebende Deutsche nach Deutschland zurückholen, wenn er von „Remigration“ spreche. Das sei nur ein Beispiel dafür, wie sehr Höcke sich als missverstanden dargestellt und seine eigentliche Position verharmlost habe. Es sei eindeutig, dass Höcke nach seinen bisherigen Äußerungen mit „Remigration“ das Ziel verbinde, Menschen aus Deutschland zu verdrängen, die nicht zu seinem Konzept vom deutschen Volk passten. „Da gibt es nichts zu missinterpretieren“, sagte Steiner.
Insgesamt habe sich bestätigt, dass es ein Fehler von Voigt gewesen sei, sich auf dieses TV-Duell einzulassen. „Auf diese Weise hat Voigt Höcke nur noch weiter normalisiert“, sagte Steiner.
Mobit berät neben Vereinen und anderen auch Verwaltungen zum Umgang mit Rechtsextremismus.
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