Berlin:Wahlkampf auf den letzten Metern in Berlin

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Berlin (dpa/bb) - Endspurt im Endspurt: Selbst die letzten 24 Stunden vor der Bundestagswahl nutzen die Parteien in Berlin noch einmal dazu, unentschlossene Wähler für sich zu gewinnen. Dabei geht es manchmal etwas schräg zu, wie es sich für Berlin gehört.

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Berlin (dpa/bb) - Endspurt im Endspurt: Selbst die letzten 24 Stunden vor der Bundestagswahl nutzen die Parteien in Berlin noch einmal dazu, unentschlossene Wähler für sich zu gewinnen. Dabei geht es manchmal etwas schräg zu, wie es sich für Berlin gehört.

An Infoständen und bei Straßenaktionen geben noch mal alle Parteien mit Bonbons, Kugelschreibern und Luftballons ihr bestes. Die SPD-Direktkandidaten verteilen dazu Rosen. Die Grünen steigen aufs Fahrrad: Der Bundestagsabgeordnete Özcan Mutlu radelt mit dem Grünen-Fraktionsvorsitzenden Anton Hofreiter durch seinen Wahlbezirk Mitte, Abschluss im Monbijou-Park bei Umsonstgetränken.

Ganz in der Nähe am Hackeschen Markt und am Rosenthaler Platz lässt die FDP ihren Wahlkampfendspurt - und Ballons - steigen. Ihr Berliner Spitzenkandidat Christoph Meyer feiert derweil im Biergarten „Platzhirsch“ nahe des Rathauses Schöneberg. Bei der CDU wird gebetet: Ein gemeinsamer Besuch der musikalischen Andacht „Noonsong“ in der Hohenzollernkirche in Wilmersdorf steht etwa auf dem Programm.

Spät wird es bei den Linken: Von 21 Uhr bis Mitternacht soll ein „Nachtinfostand“ vor dem U-Bahnhof Eberswalder Straße junge Nachtschwärmer ansprechen, die von hier aus in die Bars und Clubs im Prenzlauer Berg ziehen. Einige Dutzend Meter Luftlinie weiter wirbt die FDP zeitgleich vor der Kulturbrauerei.

Auch die SPD setzt auf Nachtschwärmer, wenngleich im Westen der Hauptstadt: Die Tempelhof-Schöneberger Direktkandidatin Mechthild Rawert verschenkt am späten Samstagabend Knicklichter, Kondome und das „queere“ Wahlprogramm im Szenekiez um die Nollendorfstraße. Der ehemalige Kulturstaatssekretär Tim Renner (SPD) lädt zu einer Kneipentour rund um den Savignyplatz in Charlottenburg - nachdem er am Nachmittag mit einem Eisfahrrad von Tür zu Tür gezogen ist.

Am Sonntag sind knapp 2,5 Millionen Berliner aufgerufen, einen neuen Bundestag zu wählen. Die Wahl gilt auch als erster wichtiger Stimmungstest für die seit gut neun Monaten regierende rot-rot-grüne Koalition auf Landesebene. Gleichzeitig können die Wahlberechtigten in einem Volksentscheid über die Zukunft des Flughafens Tegel abstimmen. Dabei geht es um die Frage, ob der Flughafen Tegel nach Eröffnung des neuen Hauptstadt-Airports BER wie bisher geplant geschlossen oder weiterbetrieben werden soll.

Bei der Bundestagswahl droht der Berliner SPD um Regierungs- und Parteichef Michael Müller eine empfindliche Niederlage. Umfragen sahen die Sozialdemokraten zuletzt bei um die 20 Prozent - und damit auf einem historischen Tiefstand und nur noch knapp vor der Linken.

Stärkste Kraft könnte demnach erneut die CDU werden. Sie lag bei der am 13. September veröffentlichten letzten Umfrage von Infratest dimap im Auftrag von RBB und „Berliner Morgenpost“ bei 26 Prozent. Auf Platz drei nur knapp hinter der SPD folgte die Linke. Auf die AfD entfielen 12, die Grünen 11 und die FDP 7 Prozent.

Bei der Bundestagswahl vor vier Jahren hatte die CDU in Berlin mit 28,5 Prozent die SPD distanziert, die 24,6 Prozent holte. Die Linke kam auf 18,5 Prozent, die Grünen auf 12,3 Prozent. FDP und AfD lagen unter der Fünf-Prozent-Hürde. Die CDU eroberte damals fünf Direktmandate, die Linke vier, die SPD zwei und die Grünen eines.

Landeswahlleiterin Petra Michaelis rechnet damit, dass die Parallelität von Bundestagswahl und Volksentscheid eine höhere Wahlbeteiligung als 2013 (72,5 Prozent) zur Folge hat. Darauf deutet auch das Rekordniveau an Briefwahlanträgen hin. Bis Freitag wurden für 681 130 Berliner entsprechende Wahlscheine ausgestellt und damit für 27,2 Prozent der Wahlberechtigten. Das ist die höchste Zahl, die bisher bei einer Wahl in Berlin registriert wurde.

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