Vorwürfe eines TV-Senders:Ikea soll DDR-Zwangsarbeiter eingesetzt haben

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Mussten politische Häftlinge aus der DDR für Ikea arbeiten? Das wirft ein schwedischer TV-Sender dem weltgrößten Möbelhaus vor. Das Unternehmen prüft die Anschuldigung und hat dazu auch Akten von der Stasi-Unterlagenbehörde angefordert.

Die Möbelkette Ikea will mit Hilfe der Stasi-Unterlagenbehörde klären, ob bei Auftragsarbeiten in der DDR politische Gefangene für Zwangsarbeit eingesetzt worden sind. Entsprechende Vorwürfe will der TV-Sender SVT eigenen Angaben zufolge in einer Dokumentation am Mittwoch veröffentlichen. Ein Reporter der Sendung "Uppdrag Granskning" habe Dokumente, die dies belegten, in Stasi-Archiven gefunden, heißt es auf der Webseite von SVT.

Ein schwedischer Fernsehsender wirft der Möbelkette Ikea vor, Zwangsarbeiter eingesetzt zu haben. Das Unternehmen prüft die Vorwürfe. (Foto: REUTERS)

Die zuständige Ikea-Sprecherin Jeanette Skjelmose sagte am Montag, Ikea habe bereits mit dem Studium von Unterlagen der Berliner Behörde begonnen. "Und wir sprechen mit Leuten, die damals bei uns waren", sagte sie. "Wir nehmen diese Angelegenheit äußerst ernst." Es sei völlig klar, dass der Einsatz von politischen Gefangenen als Zwangsarbeiter für Ikea "total inakzeptabel" wäre, betonte Skjelmose.

Die Stasi-Unterlagenbehörde bestätigte die Anfrage des Unternehmens. Die Unterlagen seien Ikea in den letzten Monaten zur Verfügung gestellt worden, sagte Pressesprecherin Dagmar Hovestädt auf dpa-Anfrage.

Ikea hatte seit den 1960er Jahren Möbel unter anderem in Polen sowie in der DDR fertigen lassen. Die Vorwürfe über Zwangsarbeit von politischen Gefangenen beziehen sich nach den Angaben von Skjelmose auf einen Zeitraum von Anfang bis Mitte der 1980er Jahre. Der TV-Sender sprach zunächst von einem längeren Zeitraum.

Schon im vergangenen Herbst sei nach Medienberichten mit eigenen Nachforschungen begonnen worden. Das 1943 in Schweden gegründete Familienunternehmen ist der weltgrößte Möbelhersteller.

In der DDR mussten viele Häftlinge für Firmen arbeiten. Die Insassen wussten oft nicht, an welche Unternehmen ihre Waren gingen und aus welchem Land die DDR die Aufträge entgegen genommen hatte. Auch politische Häftlinge, die wegen "staatsfeindlicher Hetze" oder "versuchter Republikflucht" einsaßen, mussten solche Arbeiten verrichten.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/infu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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