Vieira de Mello:Drei Jahrzehnte Krisenmanager der UN

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Sergio Vieira de Mello stand 34 Jahre im Dienst der Vereinten Nationen und erwarb sich dabei den Ruf eines erfahrenen Krisenmanagers.

UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte den Brasilianer im erst im Mai zum Sonderbeauftragten für Irak ernannt. Vieira de Mello wusste um die Schwere dieser Aufgabe. Wenige Wochen nach Beginn seiner Arbeit sprach er von einer "bizarren Lage", in der er sich in Irak befinde.

Für zwei UN-Mitgliedstaaten - gemeint waren die USA und Großbritannien - spiele er hier nur die zweite Geige. Seine Hauptaufgabe sah er darin, die Interessen des irakischen Volkes gegenüber den von den USA geführten Besatzungsmächten zu vertreten.

Vieira de Mello sollte allerdings nur vier Monate in dem Amt tätig sein. Aus diplomatischen Kreisen verlautete, Annan habe die Amtszeit beschränkt, weil er dem Amt des Hochkommissars für Menschenrechte, das Vieira de Mello innehatte, so große Bedeutung beimesse. Dieses sollte der Brasilianer nach seiner Arbeit in Irak wieder aufnehmen.

Hohes Ansehen auch bei Menschenrechtsgruppen

Vieira de Mello war in vielen Ländern Europas, Afrikas und Lateinamerikas sowie bei Menschenrechtsorganisationen hoch angesehen. Er überwachte in Osttimor die dreijährige Übergangszeit bis zur endgültigen Unabhängigkeit von Indonesien. Er traf 1999 kurz nach den Gräueltaten der indonesischen Streitkräfte in der damaligen Provinz ein.

"Ich fühlte mich wie der Fahrer eines Rettungswagens, der am Unfallort eintrifft und einen Körper klinisch tot vorfindet", sagte er. Es sei unmöglich gewesen, Osttimor in so kurzer Zeit "in einen Garten Eden" zu verwandeln, allerdings sei die Basis für einen Frieden gelegt.

Vier Monate nach seiner Rückkehr ernannte ihn Annan zum Hochkommissar für Menschenrechte. Er wurde Nachfolger der ehemaligen irischen Präsidenten Mary Robinson, die mit ihrer Haltung manchmal die USA und andere Länder verärgerte. Vieira de Mello versicherte bei seinem Amtsantritt, er werde weniger auf Konfrontation setzen als seine Vorgängerin.

Zwei Doktortitel von der Pariser Universität

In einem Interview äußerte Vieira de Mello kürzlich seine Verwunderung darüber, dass die Lage der Menschenrechte in Irak unter Saddam Hussein erst jetzt ein Thema sei. "Heute ist jeder überrascht, als ob es etwas Neues wäre.

Die Menschenrechtsverletzungen ereigneten sich in den 80er Jahren, als Irak die Unterstützung vieler westlicher Regierungen hatte."

Vieira de Mello wurde 15. März 1948 als Sohn eines Diplomaten in Rio de Janeiro geboren. Er studierte Philosophie und erhielt zwei Doktortitel von der Universität von Paris. Er arbeitete seit 1969 für das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge.

Edith Lederer, AP

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