Video für mehr Wahlbeteiligung:Geht wählen, oder es stinkt im Pool

Lesezeit: 2 min

Flatulenzen im Pool: Für die IG Metall ein Grund, wählen zu gehen. (Foto: Screenshot YouTube)

Deutschland, was stimmt nicht mit dir? Bei der Bundestagswahl droht ein neuer Nichtwähler-Rekord, vor allem Jugendliche wirken politikverdrossen. Die IG Metall kämpft dagegen an. Nicht mit Parolen, sondern mit einem Video, dem vielleicht besten dieses Wahlkampfs. Wenn auch nicht ganz frei von Fäkalien.

Von Isabel Pfaff und Michael König

Die Profis suchen seit Monaten nach dem richtigen Bild. "Politische Unterzuckerung", hat SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück die Stimmung der Deutschen genannt. Die Grünen klagen, Kanzlerin Angela Merkel sediere das Land, verabreiche ihm also starke Beruhigungsmittel, um die Wahlbeteiligung niedrig zu halten - und damit ihre eigene Regierungsmehrheit zu sichern.

Tatsächlich rechnen Experten mit einem neuen Rekord-Tief, wenn am 22. September ein neuer Bundestag gewählt wird. Ein Drittel der Wahlberechtigten könnte "Mut zum Nichts" ( Frankfurter Allgemeine Zeitung) beweisen und zu Hause bleiben. Eine zu hohe Zahl an Nichtwählern aber gefährdet die Demokratie. Das hat die IG Metall erkannt - und passende Bilder zum Kampf für die Wahlbeteiligung gefunden.

Das Video "Geh Wählen (Metallmix)" der Gewerkschaft hat binnen weniger Stunden 50.000 Klicks gesammelt. Es richtet sich explizit an junge Wähler, ohne dabei anstrengend jugendlich zu sein. Vielmehr holen die Macher des knapp dreiminütigen Clips die Zuschauer dort ab, wo sie sind: im Internet. In der Netzkultur, vor der sich das Video tief verbeugt.

"Geh wählen" ist eine (urheberrechtlich bedenkliche*) Collage von Memes, also von weit verbreiteten Netzphänomenen. Ein Lob der Kopie, des Mash-ups. "Deutschland entspannt sich", heißt es zunächst, zu sehen sind ein Wakeboarder in einem überfluteten Gebiet, ein altes Ehepaar bei der Morgengymnastik und eine Frau, die ihrer Flatulenz im (voll besetzten) Pool freien Lauf lässt.

"Alle wichtigen Entscheidungen sind gefallen", heißt es dann, unter anderem mit Verweis auf das Triple des FC Bayern, den Sprung von Felix Baumgartner aus der Stratosphäre und die Model-Show von Heidi Klum. Die Politik wird subtil eingeführt, mit einer lachenden Merkel und einem weinenden Steinbrück. "Wirklich alles schon entschieden?", wird schließlich gefragt, und die Pointe ... sehen Sie selbst:

Drei Minuten Länge verträgt das Video zwar nicht ganz. Auch wirkt die vermeintlich neutrale Position des Videos etwas verlogen: Zu Anfang werden noch alle Parteien gleichermaßen ins Lächerliche gezogen. Später aber ist die Nähe der Gewerkschaft zum linken Lager erkennbar, wenn der zitternde Arm eine Chirurgen für die Rente mit 67 wirbt oder ein krakeelender kleiner Junge im Elektromarkt für fehlende Betreuungsplätze.

Sei's drum, die Botschaft wird deutlich, und nirgendwo so schön wie in diesem Video: Etwa, wenn der ekstatische Fan im Publikum von Beyoncé Knowles ins Mikrofon singen darf, und herauskommt ... ach, sehen Sie selbst!

*Update I: Die IG Metall versichert in den Kommentaren bei Youtube, man habe das Video urheberrechtlich "abgeklärt".

Update II: Die Kollegen vom Phänomeme-Blog der SZ haben eine frappierende Ähnlichkeit zu einem Video des Fußballkultur-Magazins 11 Freunde erkannt. Darauf antwortet die IG Metall auf Twitter:

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

© Süddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: