Verteidigung:Jeder fünfte Soldat geht mit psychischer Störung in den Einsatz

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Berlin (dpa) - Jeder fünfte Bundeswehrsoldat geht mit einer psychischen Störung in den Auslandseinsatz. Nach einer Studie der Technischen Universität Dresden erhöht die Vorbelastung das Risiko einer neuen psychischen Erkrankung im Einsatz oder eines Rückfalls um das Vier- bis Sechsfache.

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Berlin (dpa) - Jeder fünfte Bundeswehrsoldat geht mit einer psychischen Störung in den Auslandseinsatz. Nach einer Studie der Technischen Universität Dresden erhöht die Vorbelastung das Risiko einer neuen psychischen Erkrankung im Einsatz oder eines Rückfalls um das Vier- bis Sechsfache.

Die Wissenschaftler und der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus verlangen daher bessere psychische Vorsorge-Untersuchungen. Die Probleme hätten sich als so groß erwiesen, dass man „mit dem derzeitigen Apparat wahrscheinlich nicht klarkommen“ werde, sagte Königshaus. Er forderte mehr Geld und Personal.

Die Studie war bereits 2009 vom Bundestag in Auftrag gegeben worden. Die Zahl der durch Einsatzerfahrungen traumatisierten Soldaten ist mit dem Afghanistan-Einsatz stark gestiegen. Allein zwischen 2009 und 2012 haben sich die sogenannten Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) von 466 auf 1143 mehr als verdoppelt. Eine umfassende Untersuchung der Problematik, die auch die Dunkelziffer erfasst, fehlte aber bisher.

Die Wissenschaftler der Technischen Universität befragten für die Studie rund 1500 Soldaten mit und 900 ohne Einsatzerfahrung. Den Ergebnissen zufolge hatte jeder Vierte in seiner vier- bis sechsmonatigen Einsatzzeit mindestens ein traumatisches Erlebnis. Die daraus resultierenden psychischen Störungen werden bei 44 Prozent nicht erkannt. Von den übrigen 56 Prozent wurden nur 18 Prozent zumindest teilweise therapiert.

2,9 Prozent der Soldaten, die aus dem Auslandseinsatz zurückkehren, erkranken laut Studie an PTBS. 3,6 Prozent bekommen Angststörungen sowie 1,8 Prozent Depressionen und 1,5 Prozent ein Alkoholproblem. Bisher richtete sich der Fokus auf PTBS. Andere psychische Einsatzfolgen seien dabei aus dem Blick geraten, kritisierte der Studienleiter Hans-Ulrich Wittchen.

Wichtigster Risikofaktor für die Erkrankungen sind psychische Vorbelastungen. Allerdings sind diese bei den im Ausland eingesetzten Soldaten immer noch geringer ausgeprägt als in der Gesamtbevölkerung. Nach einer früheren Studie der TU Dresden sind jedes Jahr ein Drittel der Deutschen von psychischen Störungen betroffen.

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