Venezuela:Zweifel an Drohnen-Attacke gegen Machthaber Maduro

Lesezeit: 2 min

  • Nach Angaben der venezolanischen Regierung geschah der Anschlag während einer Rede des Präsidenten bei einer Militärparade.
  • Maduro blieb unverletzt. Anders als sieben Soldaten der Nationalgarde.
  • Maduro macht den Nachbarn Kolumbien für den Anschlag auf ihn verantwortlich; der weist die Vorwürfe zurück.
  • Feuerwehrleute widersprechen der Version der Regierung; Kritiker spekulieren, der Anschlag sei inszeniert.

Auf Venezuelas Präsident Nicolás Maduro ist ein offenbar ein Anschlag verübt worden. Maduro blieb unverletzt, wie Informationsminister Jorge Rodriguez sagte. Sieben Soldaten der Nationalgarde seien verletzt worden.

Maduro nahm am Samstag an einer Militärparade teil, als nach Angaben von Rodriguez mit Sprengstoff beladene Drohnen in der Nähe der Veranstaltung explodierten. Die Übertragung der Rede von Maduro im Fernsehen wurde unterbrochen. "Das war einen Anschlag gegen die Person des Präsidenten Nicolás Maduro", sagte später Rodríguez im staatlichen Rundfunksender VTV.

Möglicher Anschlag in Venezuela
:Explosionen, Anschuldigungen und Zweifel

Ein Knall ist zu hören, Venezuelas Präsident blickt in den Himmel, dann sind auch schon Leibwächter zur Stelle. Maduro spricht von einem Mordanschlag, doch an seiner Version gibt es Zweifel. Die Bilder aus Caracas.

Der Präsident sprach über die Wirtschaft als zunächst der Ton ausfiel. Er und andere Personen auf dem Podium schauten erschrocken nach oben. Die Kamera schwenkte auf Soldaten, die anfingen zu laufen, bevor die Übertragung gänzlich abgebrochen wurde. Die Hintergründe der Explosionen waren zunächst unklar.

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Auch die Motive sind noch unklar. Maduro macht allerdings den Nachbarn Kolumbien für den Anschlag auf ihn verantwortlich. Alles deute auf eine Verschwörung hin, sagte Maduro in einer Fernsehansprache nur Stunden nach dem Anschlagsversuch. Ersten Untersuchungen zufolge sei die Verschwörung von Kolumbien ausgegangen, sagte der Präsident. Mehrere Täter seien gefasst worden. Kolumbiens Regierung wies die Vorwürfe zurück. "Das entbehrt jeder Grundlage", sagte ein Sprecher.

Es gebe zudem Hinweise, dass einige Finanziers und Planer des Anschlags in Florida lebten, sagte Maduro. Er hoffe auf die Kooperation der Regierung von US-Präsident Donald Trump. "Diese Drohne galt mir, aber es gab einen Schutzschild der Liebe", sagte Maduro. "Ich bin mir sicher, dass ich noch viele Jahre leben werde." Befreundete sozialistische Staaten wie Bolivien, Kuba und Nicaragua solidarisierten sich mit Maduro. Das sei das Werk von "Terroristen" und "Kriminellen", sagte Nicaraguas Regierungssprecherin Rosario Murillo.

Im Internet hat sich derweil eine bislang unbekannte Gruppe zu dem Anschlag bekannt. Dort heißt es, es verstoße gegen die "militärische Ehre", eine Regierung zu unterstützen, die "die Verfassung vergessen und aus dem Staatsdienst einen obszönen Weg zur Selbstbereicherung gemacht hat". Unterzeichnet war sie von einer Bewegung, die sich "Soldados de Franela" (etwa: T-Shirt-Soldaten) nennt. Die Echtheit der Erklärung konnte noch nicht überprüft werden.

Es gibt jedoch Zweifel daran, ob es sich tatsächlich um einen Anschlag gehandelt hat. Der Nachrichtenagentur AP zufolge widersprachen Feuerwehrleute vor Ort der Darstellung der Regierung: in Wirklichkeit sei ein Gasbehälter im Innern einer Wohnung explodiert. Nach dem Geschehen sei Rauch zu sehen gewesen, der aus dem Fenster eines Gebäudes stieg. In den sozialen Medien spekulieren Gegner der Regierung, Maduro wolle mit einem inszenierten Anschlag Ängste in der Bevölkerung schüren und ihn als Legitimation einsetzen, um die Rechte der Bürger weiter einzuschränken.

Im vergangenen Jahr hatte es einen ähnlichen Vorfall gegeben. Damals sollen aus einem Hubschrauber zwei Granaten auf den Obersten Gerichtshof abgeworfen worden sein. Maduro sprach von einer "Terrorattacke" und einem Putschversuch gegen ihn. Kritiker warfen ihm vor, den Angriff inszeniert zu haben, um ein hartes Vorgehen gegen jene zu rechtfertigen, die seine geplante Neuschreibung der venezolanischen Verfassung blockierten.

Maduro hatte sich im Mai eine zweite Amtszeit gesichert

Maduro, ein früherer Busfahrer, hatte sich erst im Mai in einer von Manipulationsvorwürfen überschatteten Wahl eine weitere Amtszeit gesichert. Kritiker werfen Maduro einen autoritären Führungsstil vor.

Die wirtschaftliche Lage in dem ölreichen Land ist katastrophal. Millionen Menschen hungern und leiden unter einer Hyperinflation. Die sozialistische Regierung von Maduro macht für die Probleme des Landes einen "Wirtschaftskrieg" oppositioneller Unternehmenschefs verantwortlich.

Nach Berechnungen des von der Opposition dominierten Kongresses ist die Wirtschaft im ersten Quartal um zwölf Prozent eingebrochen. Als Gründe nannten die Parlamentarier einen Einbruch der Ölproduktion auf den tiefsten Stand seit fast 30 Jahren sowie Fachkräfteabwanderung, Korruption und Kriminalität.

© SZ.de/ap/afp/rtr/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Präsidentschaftswahl in Venezuela
:Gewonnen haben Zerstörung, Ausbeutung und Hunger

Der Wahlboykott ist ein starkes Signal gegen den Sieger Maduro. Besser aber wäre es gewesen, die Menschen hätten ihren verhassten Präsidenten überrascht.

Kommentar von Boris Herrmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: