Seit Jahren wird die katholische Kirche von Enthüllungen über sexuellen Missbrauch Minderjähriger durch Geistliche erschüttert. Täter wurden zum Teil jahrzehntelang weder gesucht noch sanktioniert, dafür manchmal aber geschützt.
Im Vatikan soll eine 2014 eigens von Papst Franziskus eingerichtete Kommission den Schutz von Minderjährigen verbessern. Doch nun hat ein prominentes Mitglied das Gremium überraschend verlassen und heftige Kritik an dessen Arbeit geübt. Der deutsche Pater Hans Zollner beklagt "strukturelle und praktische Probleme", die eine weitere Mitarbeit für den gebürtigen Regensburger nicht mehr möglich machten.
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Zollner war von Beginn an Mitglied in der Kommission und gilt an der Kurie als einer der profiliertesten Kämpfer für die Prävention und Aufarbeitung von Kindesmissbrauch innerhalb der katholischen Kirche.
Zollner benennt mehrere Probleme
In seiner Erklärung zum Rücktritt, den der Papst schon am 14. März angenommen habe, zählte Zollner gleich mehrere Probleme innerhalb der Kommission auf. Er schrieb etwa von Compliance-Problemen, weil nicht klar sei, nach welchen Kriterien die Mitglieder ausgewählt und mit Rollen und Verantwortlichkeiten bedacht würden. Zudem kritisierte er eine unzureichende finanzielle Rechenschaftspflicht. Es müsse klar sein, wie die Gelder innerhalb der Kommission genutzt werden, schrieb er.
Außerdem werde nicht transparent genug kommuniziert, wie das Gremium Entscheidungen fälle. Ganz grundsätzlich bemängelte Zollner, dass ihm keine Regeln bekannt seien, wie die ursprünglich unabhängige Kommission innerhalb des Dikasteriums für die Glaubenslehre arbeiten könne. Papst Franziskus hatte die Kommission im vorigen Jahr in jene zentrale Kurienabteilung, die früher Glaubenskongregation hieß, eingegliedert.
Er bleibe offen für Diskussionen mit der Kommission über den Schutz von Kindern und hoffe, dass die von ihm benannten Probleme gelöst werden, schrieb Zollner weiter. Der Jesuitenpater berät weiterhin die Diözese Rom bei dem Thema und ist Direktor des Instituts für Anthropologie an der Päpstlichen Universität Gregoriana.