USA: Trauerfeier nach dem Attentat von Tucson:Obama rührt die Massen

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In einer bewegenden Trauerfeier zum Gedenken der Opfer des Attentats von Tucson ruft Barack Obama das amerikanische Volk zur Einheit auf. Kurz nach seinem Besuch im Krankenhaus hatte das Opfer Gabrielle Giffords erstmals wieder die Augen geöffnet.

Nach dem Anschlag von Tucson und dem anschließenden hitzigen Streit zwischen den politischen Lagern hat US-Präsident Barack Obama die Amerikaner zur Einheit und einem "zivileren Umgang" miteinander aufgerufen. In einer Zeit der polarisierten Debatten sei es wichtig, innezuhalten und sicherzugehen, dass "wir auf eine Weise miteinander sprechen, die heilt, nicht verletzt", sagte Obama an diesem Mittwoch bei einer Trauerfeier in Tucson im US-Bundesstaat Arizona.

"Die Kräfte, die uns trennen, sind nicht so stark wie die, die uns einen." US-Präsident Barack Obama (im Bild an der Seite seiner Frau Michelle) nutzt die Gedenkfeier für die Opfer des Attentats von Tucson zu einer bewegenden Rede, in der er die Amerikaner an ihre gemeinsamen Werte erinnert. (Foto: dpa)

Nur ein "zivilerer und ehrlicherer" öffentlicher Diskurs könne den Amerikanern helfen, ihre Probleme anzugehen, sagte Obama in seiner emotionalen, etwa halbstündigen Rede. "Wir sind alle Amerikaner (...) und wir können die Ideen der anderen diskutieren, ohne ihre Liebe für ihr Land in Frage zu stellen", fügte der Präsident hinzu.

Nach dem Anschlag vom Samstag, bei dem der mutmaßliche Täter Jared Loughner sechs Menschen getötet und 14 weitere verletzt hatte, hatte sich der Ton zwischen den verfeindeten Parteien der Republikaner und der Demokraten weiter verschärft. Die republikanische US-Politikerin Sarah Palin, eine Ikone der Rechten, verwahrte sich in einer Videobotschaft jedoch gegen den Vorwurf, durch polarisierende Rhetorik zu einem politischen Klima beigetragen zu haben, das den Attentäter zu den Schüssen auf die Abgeordnete Gabrielle Giffords bewegt haben könnte.

Niemanden sonst auf der Welt treffe irgendeine Schuld an dieser Tragödie, und doch würden Meinungsmacher nun "eine blutige Verleumdung fabrizieren, die genau den Hass und die Gewalt schüren, die sie angeblich verurteilen", sagte Palin in ihrer Botschaft.

Stunden später betonte Obama in seiner Rede, der rund 24.000 Menschen in einer Halle der Universität von Arizona sowie einem nahe gelegenen Stadion zuhörten, niemand könne genau sagen, was die Ursachen des Attentats seien, und warnte vor "einfachen Erklärungen". "Statt mit dem Finger aufeinander zu zeigen oder Schuldzuweisungen zu machen", sollten die Menschen diesen Anlass daher nutzen, einander besser zuzuhören.

Besonders emotional würdigte der US-Präsident das neunjährige Mädchen Christina Taylor Green, das bei dem Anschlag getötet worden war. "In Christina sehen wir alle unsere Kinder. So neugierig, so vertrauensvoll, so energiegeladen und voller Magie", sagte Obama.

Direkt nach seiner Ankunft im US-Bundesstaat Arizona besuchte Obama die bei dem Anschlag schwer verletzte Demokratin Giffords am Krankenbett. Kurz nach seinem Besuch habe Giffords zum ersten Mal seit dem Attentat wieder die Augen geöffnet, sagte der Präsident in seiner immer wieder von Beifall unterbrochenen Ansprache, die auch im nationalen Fernsehen übertragen wurde.

Das Repräsentantenhaus in Washington, das am Mittwoch zu einer Sondersitzung zusammengekommen war, verabschiedete eine Resolution gegen Gewalt und verurteilte einstimmig "das schreckliche Attentat" von Tucson. "Unsere Herzen sind gebrochen, aber nicht unser Geist", sagte der mit den Tränen kämpfende neue Präsident der Kammer, John Boehner, von den Republikanern. Die Chefin der demokratischen Minderheit, Nancy Pelosi, mahnte einen respektvollen gegenseitigen Umgang an.

Die Gesamtheit der Bundesrichter von Arizona wurde von einem Prozess gegen den mutmaßlichen Täter Jared Loughner ausgeschlossen. Die Unparteilichkeit der Richter sei angesichts des Geschehenen nicht garantiert, erklärte Richter Roslyn Silver. Bei dem Anschlag war auch ein Bundesrichter von Arizona getötet worden.

Wie am Mittwoch bekannt wurde, hatte ein Wildhüter den mutmaßlichen Täter Loughner knapp drei Stunden vor der Tat angehalten, weil er trotz einer roten Ampel eine Kreuzung überquert hatte. Nach einer Kontrolle seiner Papiere wurde er nach Polizeiangaben mündlich verwarnt und durfte weiterfahren, weil nichts gegen ihn vorgelegen habe.

© sueddeutsche.de/afp/ap/dpa/dgr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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