USA: Streit um Schuldenobergrenze:Amerikas Spiel mit dem Feuer

Die Ratingagenturen, die mächtigen Zensoren der Finanzmärkte, machen deutlich, dass sie sich in der US-Schuldenkrise längst auf den größten anzunehmenden Unfall vorbereiten: Das Spiel der Republikaner mit der Schuldengrenze ist höchst gefährlich, der Kongress sollte sich noch mal gut überlegen, was er tut.

Nikolaus Piper

Eigentlich ist dies undenkbar: Am 2. August könnten die USA zum ersten Mal in ihrer Geschichte zahlungsunfähig werden, weil sich die republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus weigert, die Obergrenze für die Staatsschulden zu erhöhen. Doch bis heute tun alle so, als werde schon alles gut gehen und das politische Washington noch rechtzeitig zur Besinnung kommen. Die Wall Street bleibt erstaunlich gelassen, die Zinsen amerikanischer Staatsanleihen liegen, aller negativen Schlagzeilen zum Trotz, kaum höher als die der deutschen.

Die Zeit drängt: Präsident Obama mit den Kongressführern im Cabinet Room des Weißen Hauses, auch die fünfte Verhandlungsrunde ist ohne Ergebnis zu Ende gegangen. (Foto: dpa)

Dabei haben die Ratingagenturen, die umstrittenen und mächtigen Zensoren der Finanzmärkte, deutlich gemacht, dass sie sich längst auf den größten anzunehmenden Unfall vorbereiten. Zuletzt erklärte Moody's, man stelle sich darauf ein, amerikanischen Staatsanleihen ihre Spitzennote Aaa zu entziehen, sollte die staatliche Schuldengrenze tatsächlich nicht erhöht werden.

Die Agenturen haben den Politikern auch scheinbar bequeme Auswege verschlossen, zum Beispiel diesen: Lasst uns, aus Rücksicht auf die Finanzmärkte, nach dem 2. August weiter Zinsen auf Staatsanleihen zahlen, dafür aber Renten und Löhne aussetzen! Auch diese Ausflucht, so ist klar, würde als Staatsbankrott gewertet und bestraft werden.

Das Spiel der Republikaner mit der Schuldengrenze ist ein Spiel mit dem Feuer, gerade weil sich niemand vorstellen kann, was passiert, wenn das Undenkbare passiert und der sichere Hafen USA für Investoren plötzlich keiner mehr ist. Alles ist möglich, von kleinen, kaum wahrnehmbaren Turbulenzen an den Finanzmärkten, bis hin zu einer globalen Panik. Der Kongress sollte sich nochmal gut überlegen, was er tut.

© SZ vom 15.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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