Alaska:US-Militär schießt weiteres Flugobjekt ab

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Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, während eines Briefings im Weißen Haus. (Foto: Susan Walsh/AP)

Das Objekt soll eine Gefahr für den zivilen Flugverkehr gewesen sein. Seine Herkunft ist nicht geklärt. Nun sollen die Trümmer im kanadischen Grenzgebiet geborgen werden.

Die US-Luftwaffe hat am Freitag ein weiteres "Flugobjekt" über amerikanischem Territorium abgeschossen - doch viele Fragen zu dem Vorfall sind weiterhin offen. So blieb zunächst unklar, wo das Flugobjekt hergekommen war und welchem Zweck es diente. Es habe keine Überwachungsausrüstung gehabt, berichtete der Sender CNN am Abend Ortszeit unter Berufung auf einen US-Regierungsvertreter.

Nach Angaben des Militärs stellte der Abschuss über dem US-Bundesstaat Alaska kein größeres Risiko für Menschen oder Gebäude am Boden dar. Ein F-22-Kampfjet habe das Flugobjekt am Freitag um 13.45 Uhr US-Ostküstenzeit in etwa zwölf Kilometern Höhe abgeschossen, sagte ein Pentagon-Sprecher. Zentraler Grund dafür sei die Gefährdung des zivilen Flugverkehrs gewesen, der in ähnlicher Flughöhe operiere. Der chinesische Ballon war deutlich höher geflogen - gut 18 Kilometer über dem Boden und damit weit oberhalb der maximalen Höhe des zivilen Flugverkehrs.

Nachdem sich der Pilot des Kampfjets davon überzeugt habe, dass das Flugobjekt unbemannt war, habe Präsident Joe Biden "als Vorsichtsmaßnahme" den Abschuss empfohlen, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby. Ob es einen Zusammenhang zu dem mutmaßlich für Spionagezwecke eingesetzten chinesischen Ballon gibt, der vor einer Woche vom Himmel geholt worden war, blieb zunächst offen.

Das US-Militär hatte ihn mehrere Tage über amerikanisches Festland schweben lassen und dann vor der Küste des Bundesstaates South Carolina über dem Atlantik abgeschossen. Die USA werfen Chinas Regierung vor, sie habe damit Militäreinrichtungen ausspionieren wollen. Peking sprach dagegen von einem zivilen Forschungsballon, der vom Kurs abgekommen sei - und bezeichnete den Abschuss als "Überreaktion". Der Vorfall sorgte für zusätzliche Spannungen im ohnehin belasteten Verhältnis beider Länder.

"Es hatte die Größe eines Kleinwagens"

Zur Herkunft des neuen Flugobjekts machte die US-Regierung keine Angaben. "Ich möchte noch einmal betonen, dass wir nicht wissen, wem dieses Objekt gehört", sagte Kirby. Es sei viel kleiner gewesen als der Ballon. "Es hatte die Größe eines Kleinwagens." Der Ballon hingegen habe eher die Größe von zwei bis drei Schulbussen gehabt. Das zu erwartende Trümmerfeld sei daher viel kleiner, so Kirby.

Die US-Regierung erhofft sich nun weiteren Aufschluss durch die Bergung der Trümmer. Teile des Objekts seien nach dem Abschuss vor der Küste Alaskas nahe der kanadischen Grenze wohl auf ein zugefrorenes Gewässer gestürzt. Die Bergung dürfte sich schwierig gestalten, da Boote den Ort des Absturzes nicht erreichen könnten, schrieb die Washington Post. Die New York Times schrieb, mehrere US-Vertreter seien der Auffassung, dass es sich bei dem neuen Objekt ebenfalls um einen Ballon gehandelt habe.

Ein Vertreter des Verteidigungsministeriums habe jedoch betont, dass das Objekt beim Aufprall auf das gefrorene Meer in Stücke zerbrochen sei. Das widerspricht eigentlich der Ballon-Theorie. Das Flugobjekt sei am Donnerstagabend Ortszeit erstmals gesichtet worden, sagte Kirby. Biden sei sofort informiert worden und habe am Freitagmorgen den Abschussbefehl gegeben. Kanada habe die Entscheidung unterstützt und sei eingeweiht gewesen, erklärte der Premierminister des Nachbarlands, Justin Trudeau.

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