"Ich denke, jeder Tierfreund, der die Geschichte hört, wird sehr viel über den Charakterfehler von Mitt Romney lernen", sagt Jerry Casale von der amerikanischen Band Devo dem Musikmagazin Rolling Stone. Gemeint ist die Geschichte von Vierbeiner Seamus Romney. Sie lieferte den Stoff für Devos neuen Song "Don't Roof Rack Me, Bro! (Seamus Unleashed)".
Der Irish Setter hatte nämlich im Sommer 1983 neben dem Ehepaar Ann und Mitt Romney, deren fünf Söhnen und all dem Gepäck keinen Platz mehr im Familienkombi. Kein Problem für den pragmatischen Papa: Er steckte Seamus in einen Transportkäfig und schnallte ihn auf das Autodach. Sogar eine improvisierte Windschutzscheibe gab es für den Vierbeiner.
Die Zwölf-Stunden-Fahrt verlief allerdings nicht ohne Zwischenfälle, wie bereits vor Jahren der Boston Globe berichtete: So gab es Geschrei im Auto, als außen am Fenster der Söhne plötzlich braune Brühe herablief. Seamus' Magen hatte rebelliert. Vater Romney stoppte an der nächstgelegenen Tankstelle. Er lieh sich einen Schlauch, spritzte Hund, Käfig und Auto sauber. Dann konnte die Fahrt für Familie Romney weitergehen.
Knapp 30 Jahre später bekommt Seamus einen eigenen Song. Darin gehen Devo hart mit seinem republikanischen Herrchen ins Gericht. So heißt es dort: Seamus Seamus please come back / Your former master is on the attack / If he was honest and told the truth / He'd go to jail for what he did to you.
Devo-Mitglied Casale gibt zwar an, der Song sei keine "Wahlkampfrede für Obama". Zwischen den Liedzeilen stecken dennoch politische Untertöne: Dogs don't argue and dogs don't lie / You try to please us. You don't ask why / But when your master betrayed your trust / I wish you'd lost it, just that once.
Auch über Romneys Charakter enthält das Lied wenig schmeichelhafte Passagen, so How his smile hides / The soul of an angry little man oder Seamus, why do the bad guys seem to win? It's a sin. Casale wolle bei den kommenden Wahlen für Obama stimmen. "Als Führungsfigur willst du einen Typen mit etwas Humanität in seinem inneren Kern. Ich glaube einfach nicht, dass Mitt sie hat."
Die Tierfreund-Karte weiß auch Barack Obama auszuspielen. Bei einem Wahlkampfauftritt in Iowa zititerte er seinen Konkurrenten Romney. Dieser hatte sich mit folgenden Worten entschieden gegen Windenergie ausgesprochen: "Man kann mit einer Windmühle auf dem Dach kein Auto antreiben." Das wiederholte Obama sichtlich amüsiert und fügte hinzu: "Ich weiß nicht, ob er das tatsächlich ausprobiert hat. Ich weiß nur, dass er andere Dinge auf dem Dach seines Autos hatte."
Die Geschichte von Seamus Romney auf dem Autodach ist nicht nur Inspiration für politische Sticheleien und Musik. Derzeit wird eine iPhone-Spiele-App mit dem Namen Crate Escape kreiert. Ziel ist es, Seamus aus seinem Käfig zu befreien.