US-Wahlkampf:Plant Trump schon für die Zeit nach der Niederlage?

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Donald Trump, Kandidat der Republikaner, bei einer Wahlkampfveranstaltung am 17. Oktober in Green Bay, Wisconsin. (Foto: AFP)
  • Die dritte und letzte Fernsehdebatte der US-Präsidentschaftskandidaten Clinton und Trump findet in Las Vegas statt.
  • Viele Umfragen und US-Medien haben den Kandidaten der Republikaner schon abgeschrieben. Doch der schlägt angesichts der Niederlage umso wilder um sich.
  • Hartnäckig hält sich das Gerücht, Trump wolle einen eigenen Fernsehsender gründen. Doch daran scheiterten schon seine Vorgänger.

Von Sacha Batthyany, Washington

Ausgerechnet im schrillen Las Vegas treffen sich Hillary Clinton und Donald Trump an diesem Mittwoch zur dritten und letzten Fernsehdebatte. Vielleicht ist das sogar der richtige Austragungsort: Die Themen, die Amerikas Wahlkampf jüngst dominierten, reichten vom "Muschi-Video" bis zu Trumps Vorwürfen, Clinton sei gedopt.

Viel hat sich verändert, seit die beiden Präsidentschaftskandidaten vor wenigen Wochen zum ersten Mal vor laufender Kamera gegeneinander antraten. Erst wurde öffentlich, dass Trump jahrelang keine Einkommensteuern bezahlte, dann kamen seine angeblichen sexuellen Übergriffe ans Tageslicht. Trump dementiert zwar, auch seine Frau Melania sagte: "Das ist nicht der Mann, den ich kenne" - in den Umfragen aber ist er abgerutscht. Die meisten Experten halten Donald Trump nun für "chancenlos". Das Time-Magazin titelte: "Komplette Kernschmelze."

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Viel heiße Luft, viel Show und Bluff

Je näher die Niederlage rückt, desto wilder schlägt Trump um sich. Clinton sei kriminell, das Wahlsystem korrupt. Er selbst zitiert zweifelhafte Online-Umfragen, die ihn an der Spitze zeigen und inszeniert sich als Opfer einer Verschwörung von "Politikern und Journalisten aus Washington". Viel heiße Luft, viel Show und Bluff - auch das passt zu Las Vegas.

Moderiert wird die Debatte von Chris Wallace von Fox News, einem Sender, dem Trump nahesteht. Den Rest der Medien verflucht Trump als "Clintons Lobbyisten", obwohl er immer von ihnen profitierte. Kein Kandidat erhielt im Vorwahlkampf mehr Sendezeit als Trump, was ihn aber nicht daran hindert, Journalisten als "Lügner" und "Ratten" zu bezeichnen. "Eine solch hasserfüllte Stimmung gegen uns gab es noch nie", schrieb das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ), eine Organisation, die sich für Pressefreiheit einsetzt.

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Trumps eigener Fernsehsender könnte seine Fangemeinde bei Laune halten

Laut Financial Times ist Trump jedoch vielleicht bald nicht mehr auf die Arbeit der "Lügner" und "Ratten" angewiesen. Sein Schwiegersohn Jared Kushner soll Gespräche mit einem Investmentbanker namens Aryeh Bourkoff geführt haben, der über gute Kontakte in die Medienindustrie verfügt. Seit Wochen hält sich das Gerücht, Trump wolle im Falle einer Niederlage ein eigenes Medienunternehmen gründen. Es würde zum Kandidaten Donald Trump passen, der für Sachpolitik wenig Interesse zeigte, dafür umso mehr davon versteht, wie man Aufmerksamkeit erzielt.

Mit einem eigenen Sender könnte er seine Fangemeinde bei Laune halten, und gegen Hillary Clinton und das republikanische Establishment wettern. Das richtige Personal hat Trump bereits: der Gründer von Fox News, Roger Ailes, der vor wenigen Wochen zurücktreten musste, weil auch ihm sexuelle Übergriffe vorgeworfen wurden, ist Trumps neuer Berater. Steve Bannon, sein Kampagnenleiter, war bis vor Kurzem Chef der rechtskonservativen Nachrichtenseite Breitbart.

Palin und Beck wollten eigene Sender gründen - und scheiterten

Den Zeitpunkt für den Start eines Senders halten Experten wie Professor Michael Dyson von der Georgetown University für ideal, weil Trump eine Gefolgschaft von Millionen Menschen aufgebaut habe, die nach der Wahl nicht verschwinden werde. "Möglich ist, dass Fox News nach dem Abgang von Roger Ailes politisch in die Mitte rückt, was einem Trump-Fernsehen die Möglichkeit böte, sich politisch am rechten Rand anzusiedeln", so Dyson.

Noch aber werden die Gerüchte von Trump dementiert. Er habe kein Interesse an einem Medienunternehmen, sagte er der Washington Post. Tatsächlich gäbe es große Hürden zu überwinden. Trump müsste Investoren finden, was angesichts seiner vielen Misserfolge bei Geschäftsideen wie der Trump Airline, den Trump-Steaks oder der Trump University nicht einfach sein wird. Außerdem müsste er damit rechnen, so Dyson, "dass andere Sender weniger über ihn berichten, weil sie ihn als Konkurrenten betrachten, was seiner Popularität schadet."

Vor Trump haben bereits Sarah Palin und der ultrakonservative Moderator und Hetzer Glenn Beck versucht, neue Sender zu gründen, sind aber beide gescheitert. Sollte Donald Trump sich gegen ein eigenes Medienunternehmen entscheiden, bleibt ihm noch immer die Möglichkeit, seine Botschaften auf Twitter zu verkünden. Vielleicht sind die Kurznachrichten für ihn auch das effektivere Medium: Im Fernsehen wirkte er zuletzt teils überfordert und schnell gekränkt.

© SZ vom 19.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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