US-Sicherheitsberater Jones will aufhören:Der Nächste geht von Bord

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Die Reihen um US-Präsident Barack Obama lichten sich weiter: Überraschend kündigt sein Sicherheitsberater, General James Jones, seinen Rückzug an. Er galt als Außenseiter im Führungszirkel.

Reymer Klüver, Washington

Der Sicherheitsberater von Präsident Barack Obama, General James Jones, hat überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Obama wollte noch im Laufe des Freitags Jones' bisherigen Stellvertreter Tom Donilon zum Nachfolger berufen. Jones wird seinen Platz innerhalb von zwei Wochen räumen, also vor der Kongresswahl Anfang November. Der Rücktritt war allgemein zum Jahreswechsel erwartet worden.

US-Sicherheitsberater James Jones will zurücktreten. Sein bisheriger Stellvertreter Tom Donilon soll ihm nachfolgen. (Foto: REUTERS)

Es war kein Geheimnis, dass Jones und der Zirkel langjähriger enger Berater um den Präsident nie einen Draht zueinander gefunden hatten. Auch Jones selbst soll sich nicht sonderlich wohl in seiner Rolle gefühlt haben. Es wurde zwar immer wieder gesagt, dass Obama die nüchterne Art des Beraters sehr schätze. Zugleich aber war zu hören, dass der General keinen Sinn für politische Erwägungen und Zwänge entwickelt habe. Auffällig war, dass Jones öffentlich praktisch nie in Erscheinung trat.

Die überraschende Demission zum jetzigen Zeitpunkt, nur 25 Tage vor den Kongresswahlen, wirft die Frage nach Spannungen innerhalb des Weißen Hauses auf, die bisher der Öffentlichkeit nicht bekannt geworden sind. Ohne Zweifel dürfte der Abgang von Stabschef Rahm Emanuel in der vergangenen Woche intern die Personalspekulationen angeheizt haben.

Eine wesentliche Rolle in dem neuen Personaltableau spielte dabei immer Jones' bisheriger Stellvertreter Donilon. Er wurde sowohl als potentieller Nachfolger des Generals wie auch als neuer Stabschef ins Gespräch gebracht. Der gegenwärtige Nachfolger Emanuels, Pete Rouse, hatte erkennen lassen, dass er auch bereit sei, nur als Interims-Stabschef zu dienen, damit Obama nach der Kongresswahl sein engstes Mitarbeiterteam neu ordnen könne. Jones' Rücktritt hat nun die Spekulationen, zumindest was Donilon angeht, beendet. Allgemein wird auch erwartet, dass Rouse nun länger im Amt bleiben dürfte.

Donilon war bereits als stellvertretender Sicherheitsberater einflussreich. So wird ihm zugute gehalten, die Koordination zwischen allen Teilen des Sicherheitsapparats verbessert zu haben. Außerdem wird er hinter vorgehaltener Hand dafür gelobt, was seinem bisherigen Chef fehlte: das Verständnis für die politischen Forderungen des Tages.

Jones' ist der bisher letzte in einer Reihe von Rücktritten im engsten Berater-Umfeld Obamas. Den Anfang hatte im Sommer der Haushaltsdirektor des Weißen Hauses gemacht, Peter Orszag, dann folgten die beiden wirtschaftspolitischen Chefberater, Christina Romer und Larry Summers. Erwartet wird auch, dass außer Stabschef Emanuel auch Obamas engster Berater, David Axelrod, nach Chicago zurückkehren will. Jüngst machten zudem - heftig dementierte - Spekulationen die Runde, dass der Sprecher des Weißen Hauses, Robert Gibbs, Vorsitzender der Demokratischen Partei werden soll. Jones, 66, war vor drei Jahren als Vier-Sterne-General nach 40 Jahren Dienst im US-Militär ausgeschieden. Zuletzt hatte er als Nato-Oberbefehlshaber in Europa gedient.

© SZ vom 09.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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