Nach jahrelanger Kritik am unerfahrenen Barack Obama wollte Jeb mit seiner Bilanz als Gouverneur in Florida punkten. Doch seine mickrigen Umfragewerte zeigen, wie stark sich die Stimmung in der Grand Old Party geändert hat: Der exzentrische Milliardär Donald Trump lässt seit mehr als drei Monaten alle Kandidaten hinter sich, weil er eben kein Politiker im klassischen Sinne ist. Erfahrung steht momentan nicht hoch im Kurs.
Für viele konservative Amerikaner - und längst nicht nur die Tea-Party-Anhänger - ist die Hauptstadt Washington ein Sündenpfuhl voller korrupter Politiker und Lobbyisten. Ein Farmer aus Iowa begründet seine Unterstützung für Außenseiter Ben Carson so: "Ich bin wütend wie alle anderen. Ich vertraue Carson, weil er nie ein politisches Amt innehatte." In dieser Stimmung kommen staatstragende Werbespots mit Schwarz-Weiß-Fotos aus Florida nicht gut an.
In New Hampshire steht alles auf dem Spiel. In Iowa, wo am 1. Februar die erste Vorwahl stattfindet, kommt Bush nur noch auf fünf Prozent. Dieser Absturz wundert Beobachter wie Doug Gross, der 2008 Mitt Romneys Kampagne leitete, nicht: "Jeb verbringt nicht genug Zeit hier. Nur so kann man hier erfolgreich sein: Die Leute wollen die Kandidaten sehen und mit ihnen reden."
Bush und seine Berater setzen ihre Hoffnungen auf New Hampshire, wo die zweite Vorwahl stattfindet und nicht so viele konservative Christen wohnen wie in Iowa. Also werden mehr Bush-Angestellte in den Nordosten geschickt, um den Erfolg zu sichern - momentan liegt ihr Kandidat dort bei zehn Prozent. Auch das "Right to Rise"-Super Pac könnte Aktivisten nach New Hampshire schicken.
Das Risiko ist enorm: Zu Beginn der Vorwahlen gilt es vor allem, die Erwartungen zu erfüllen. Wenn Bush in Iowa schlecht abschneidet, ist dies nicht so schlimm, wenn er dort selten auftaucht. Sollte er aber in New Hampshire hinter Trump - oder gar hinter einem moderateren Kandidaten wie John Kasich, Chris Christie oder Marco Rubio - liegen, dann kämpft Bush ums politische Überleben.
Rubio gefährdet Bushs Erfolg - nicht nur in Florida. Der 44-jährige Senator Marco Rubio aus Florida, der von Bush gefördert wurde, liegt momentan sowohl in den landesweiten Umfragen als auch in den ersten Vorwahl-Staaten vor Bush. Bei diversen Wettanbietern gilt Rubio mittlerweile als Topfavorit, von den Republikanern als Präsidentschaftskandidat nominiert zu werden.
Rubio ist jung, smart, optimistisch und hat sichtbar Freude daran, sich für das Weiße Haus zu bewerben und deswegen regelmäßig an den TV-Debatten teilzunehmen. Gewiss: Weil die US-Präsidentschaftswahlkämpfe fast zwei Jahre lang dauern, hat jeder Bewerber Schwächephasen und Probleme - das war bei Obama, Romney und George W. Bush nicht anders. Doch Bush ist seit Monaten vor allem mit schlechten Nachrichten in den Schlagzeilen. Spätestens am 15. März, wenn im Sunshine State gewählt wird, zeigt sich wohl, welcher Kandidat aus Florida die besseren Chancen hat - und ob die Wettexperten recht hatten.