US-Gesandter für Afghanistan:Holbrooke schwer krank

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Bei einer Besprechung mit Hillary Clinton brach er zusammen: Der US-Gesandte für Afghanistan Richard Holbrooke musste mehr als 20 Stunden operiert werden. Der Ausfall des altgedienten Vermittlers trifft Obama in einer kritischen Phase.

Stefan Kornelius

Der amerikanische Sondergesandte für Afghanistan, Richard Holbrooke, 69, schwebt nach einer Operation an der Hauptschlagader in kritischem Zustand. Nach Informationen des US-Außenministerium wurde Holbrooke 20 Stunden lang in Washington operiert, nachdem Ärzte einen Riss an der Aorta festgestellt hatten.

Zusammenbruch: Der US-Gesandte für Afghanistan Richard Holbrooke musste mehr als 20 Stunden operiert werden. (Foto: AP)

Holbrooke hatte am Freitag während einer Besprechung mit Außenministerin Hillary Clinton über Beschwerden geklagt und sich zu Ärzten aufgemacht. Noch im Fahrstuhl war er zusammengebrochen. Bereits im Sommer war Holbrooke wegen Herzbeschwerden behandelt worden.

Die Nachricht trifft die Regierung mitten in der Vorbereitung zu einer schwierigen Afghanistan-Bilanz, die Präsident Barack Obama Ende dieser Woche dem Kongress vorlegen muss. In den USA wird wie in Europa heftig über Abzugstermine und Strategie diskutiert. Die Unterstützung des Kongresses für Obamas Kurs ist fraglich, nachdem die Demokraten in den Zwischenwahlen herbe Verluste hinnehmen mussten und die öffentliche Stimmung zu einem schnellen Abzug und einem Ende des Krieges tendiert.

Holbrooke gilt als Verfechter einer Verhandlungslösung, er war in den vergangenen Monaten unzählige Male in Afghanistan und Pakistan unterwegs gewesen. Sein Verhältnis zu Präsident Hamid Karsai gilt als gestört, und auch innerhalb der eigenen Regierung verschaffte er sich mit seinem eigenwilligen Stil und seiner bisweilen brüsken Art viele Feinde.

Ministerin Clinton, eine enge persönliche Freundin, unterstützt Holbrooke gleichwohl uneingeschränkt. Wegen seiner langjährigen Erfahrung, auch als Vermittler des Friedensabkommens von Dayton nach dem Kosovo-Krieg, gilt Holbrooke als einer der erfahrensten Vermittler der Regierung. Zeitweise wurde er als möglicher Außenminister gehandelt. Holbrooke war 1993 für neun Monate Botschafter der USA in Bonn, außerdem ist er Mitgründer der American Academy in Berlin.

© SZ vom 13.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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