15 Monate lang war der Posten nicht besetzt, jetzt haben die USA mit Richard Grenell wieder einen Botschafter in Deutschland. Der US-Senat bestätigte Präsident Donald Trumps obersten Lobbyisten für Berlin mit einer Mehrheit von 56 zu 42 Stimmen. Auch sechs Demokraten stimmten für den 51-Jährigen.
Die USA hatten nach dem Abgang von John Emerson im Januar 2017 keinen Botschafter in Berlin. Trump ernannte Grenell im September für den Posten, aber die Bestätigung im Senat zog sich hin. Der Präsident soll Berichten zufolge zuletzt persönlich Druck ausgeübt haben, um die Personalie noch vor dem Besuch von Kanzlerin Angela Merkel im Weißen Haus an diesem Freitag vom Tisch zu haben.
Der neue Botschafter kommt in schwierigen Zeiten nach Berlin: Die deutsch-amerikanischen Beziehungen sind schlecht. Der 51-Jährige gilt als einer der ersten und stärksten Unterstützer von Trumps außenpolitischem Kurs. Er hat wiederholt sehr irankritische und pro-israelische Positionen vertreten. Nach dem gemeinsamen Militärschlag der USA, Frankreichs und Großbritanniens in Syrien schrieb er auf Twitter, dass Deutschland sich an dem Angriff hätte beteiligen sollen. Grenell äußerte sich schon positiv über Trump, als die meisten anderen Republikaner den politischen Newcomer noch rundweg ablehnten.
Der Botschafter - ein "unvollkommener Anhänger Christi"
Grenell war oft als Kommentator bei dem konservativen Sender Fox News zu Gast. Er lebt offen schwul. "Nach meinem Krebs bin ich stärker. Meine Hunde steuern mein Leben. Unvollkommener Anhänger Christi": Mit diesen Worten überschreibt Grenell sich auf seinem Twitteraccount. Er twittert sehr viel und hat einen sorgsam kuratierten Instagram-Account. Im Jahr 2013 überlebte er mit einer Chemotherapie Lymphdrüsenkrebs.
Zuletzt arbeitete Grenell als Kommentator und Berater. Er hatte in der Amtszeit des US-Präsidenten George W. Bush von 2001 bis 2008 als Sprecher für vier UN-Botschafter der USA gedient. 2012 war er kurzzeitig im Dienst für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney. 2010 gründete Grenell die Beratungsfirma Capitol Media Partners, spezialisiert auf "internationale strategische Kommunikation".
Er soll ein umfassendes internationales Netzwerk haben. Auf seiner Homepage preist er sich vieler Kontakte zu Hollywoodstars. Grenell übernimmt die Geschäfte in der Botschaft am Pariser Platz in Berlin vom Gesandten Kent Logsdon. Zuletzt war sein Hauptwohnsitz in Los Angeles. Neben Fox arbeitete er auch für die Sender CBS und CNN, für Politico oder die "Huffington Post".