Unruhen im Jemen:Saudi-Arabien vermittelt Waffenruhe

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Der jemenitische Präsident Salih und gegnerische Stämme lassen die Waffen ruhen. Der bei einem Angriff verletzte Salih will sich offenbar während der Feuerpause in Saudi-Arabien ärztlich behandeln lassen.

Die Konfliktparteien im Jemen haben offenbar einer neuen Waffenruhe zugestimmt. Das Nachbarland Saudi-Arabien habe eine Feuerpause zwischen den Streitkräften von Präsident Ali Abdullah Saleh und einer Stammesvereinigung vermittelt, erklärten Vertreter der jemenitischen Regierung und der aufständische Stämme. Ein Stammesanführer sagte, seine Gefolgsleute würden sich daran halten. Erst vor einer Woche hatte Saudi-Arabien eine Waffenruhe vermittelt, die allerdings nur einen Tag hielt.

Regierungsgegner protestieren in Sanaa: Besonders in der Hauptstadt hat sich der Machtkampf zwischen den verfeindeten Parteien zugespitzt. (Foto: dpa)

Präsident Salih will sich offenbar in Saudi-Arabien ärztlich behandeln lassen. Das verlautete am Samstag aus Kreisen des Präsidenten. Er war bei einem Raketenangriff am Freitag an Kopf und Nacken verletzt worden. In der Herzgegend des 69-Jährigen soll ein knapp acht Zentimeter langes Schrapnell stecken, berichtete der Sender unter Berufung auf eine Person aus dem Umfeld des Präsidenten. Außerdem soll er im Brustbereich Verbrennungen zweiten Grades erlitten haben. Zuvor hatte Jemens stellvertretender Informationsminister einen entsprechenden Bericht des arabischen Fernsehsenders Al-Arabija als falsch zurückgewiesen. In der Öffentlichkeit ließ sich der Präsident seit dem Angriff bislang nicht blicken. Die Maschine Salehs habe den Flughafen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa noch nicht verlassen. Völlig unklar ist, ob es Salih während seiner Abwesenheit und Behandlung im Ausland gelingen wird, die Macht im eigenen Land zu verteidigen.

Insbesondere in der Hauptstadt Sanaa hat sich der Kampf zwischen Anhängern und Gegnern des Präsidenten zugespitzt, aber auch aus anderen Landesteilen werden immer wieder Gefechte gemeldet. Am Samstag flohen Tausende Menschen vor den eskalierenden Kämpfen in Sanaa. Die deutsche Botschaft wurde aus Sicherheitsgründen geschlossen. Bundesaußenminister Guido Westerwelle forderte alle Deutschen auf, wenn möglich den Jemen umgehend zu verlassen.

Der Jemen droht nach Monaten überwiegend friedlicher Proteste gegen die fast 33-jährige Herrschaft Salehs in einen Bürgerkrieg abzurutschen. Fast 200 Menschen wurden allein in den vergangenen zwei Wochen getötet, insgesamt starben etwa 400 Menschen, seit die von den Umstürzen in Tunesien und Ägypten inspirierten Proteste im Januar erstmals ausbrachen.

© dpa/Reuters/dapd/cag - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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