Ex-Kanzler:Uni Göttingen fordert Schröder auf, Ehrendoktorwürde niederzulegen

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Gerät wegen seiner Haltung zu Wladimir Putin zunehmend unter Druck: Altkanzler Gerhard Schröder. (Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Zuvor war der Altkanzler zu einem Gespräch an der Universität. Wegen seiner Nähe zu Kremlchef Putin gerät er zunehmend unter Druck.

Die Georg-August-Universität in Göttingen hat Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) aufgefordert, seine Ehrendoktorwürde niederzulegen. Dies teilte die Uni mit. Zuvor war Schröder für Gespräche dort gewesen. Vor dem Hintergrund des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine, der einen Bruch des Völkerrechts darstellt, folge die Stiftungsuniversität konsequent der politischen Vorgabe, alle Hochschul- und Forschungskooperationen sowie wirtschaftliche Transaktionen mit Russland auf Eis zu legen, wie es in der Mitteilung heißt.

"Für die Universität Göttingen ist es daher unverständlich, dass mit Bundeskanzler a. D. Gerhard Schröder ein herausragender Alumnus und Ehrendoktor unserer Universität auch nach Wochen erbitterter Kriegshandlungen und einer sich immer weiter zuspitzenden humanitären Katastrophe in der Ukraine den verbrecherischen Angriffskrieg nicht klar als solchen benennt und seine Tätigkeiten in russischen Unternehmen zumindest ruhen lässt", heißt es weiter.

Ein Festhalten an Ämtern im Wirtschaftsapparat des Aggressors sei mit dem Leitbild der Uni unvereinbar. "Gespräche mit ihm, in denen er uns auch seine Bemühungen zur Beendigung des Krieges schilderte, konnten unsere Bedenken nicht ausräumen, auch wenn wir jede Anstrengung zu einer baldmöglichsten Beendigung des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges begrüßen."

Die naturwissenschaftlichen Fakultäten hatten Schröder den Titel im Jahr 2005 verliehen, weil er sich in seiner Zeit als Ministerpräsident von Niedersachsen (1990-1998) außerordentlich für die Förderung der Naturwissenschaften an der Uni eingesetzt habe. Darüber hinaus habe er als Bundeskanzler wichtige Anstöße für eine Debatte über die Biowissenschaften gegeben und damit zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Biotechnologie und Lebenswissenschaften beigetragen. Schröder selbst hatte an der Universität Jura studiert.

Der Altkanzler gerät wegen seiner Haltung zu Kremlchef Wladimir Putin zunehmend unter Druck. Schröder drohen neben einem Ausschluss aus der SPD weitere Konsequenzen. Auch der Ruf nach Sanktionen gegen Schröder wurde lauter. Im Bundestag wird zudem über eine Begrenzung der Ausstattung für ehemalige Kanzler beraten. Schröder hatte in einem Interview mit der New York Times die Empörung über sein Verhalten angeheizt. Bereits am Montag hatte SPD-Chefin Saskia Esken Schröder zum Parteiaustritt aufgefordert. "Er verdient sein Geld mit der Arbeit für russische Staatsunternehmen", stellte sie fest.

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