Unangemessener Kontakt über Facebook:CDU-Abgeordneter zieht sich wegen Chats mit 15-Jähriger zurück

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Auf Facebook soll er ein 15-jähriges Mädchen gefragt haben, was sie anhat und ob sie schon mal einen Freund hatte: Ein niedersächsischer CDU-Abgeordneter hat einer jungen Frau via Facebook unangemessene Fragen gestellt, ihre Mutter wandte sich an die Partei. Jetzt zieht der CDU-Mann die Konsequenzen.

Wegen eines zweifelhaften Chat-Kontakts mit einem 15-jährigen Mädchen zieht sich der niedersächsische CDU-Abgeordnete Frank Mindermann aus der Landespolitik zurück. Ende November habe sich die Mutter der Minderjährigen wegen der Unterhaltung an die CDU-Fraktion gewandt, sagte Jens Nacke, der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU. Mindermann kündigte an, nicht mehr für den Landtag kandidieren zu wollen.

Nicht strafrechtlich relevant, aber unangemessen sei der Facebook-Chat zwischen ihrem Abgeordneten Frank Mindermann und einer 15-Jährigen gewesen sein, sagt die CDU. (Foto: dapd)

Im Vordergrund des Chats standen laut CDU zwar die Arbeit des Abgeordneten und die Möglichkeit eines Praktikums der 15-Jährigen. Allerdings sei es zu "unangemessenen persönlichen Fragen" gekommen. Die Mutter des Mädchens schickte laut Nacke einen mehrere Seiten umfassenden Ausdruck des Facebook-Chats an die CDU-Fraktion.

Ob sie schon mal einen Freund gehabt habe oder was sie anhabe, soll der 43-Jährige die Jugendliche gefragt haben. Mindermann soll bei dem Chat gewusst haben, dass das Mädchen erst 15 ist. Offiziell wurden Inhalte des Gesprächs nicht bekannt gegeben, da man sich mit der Mutter aus Rücksicht auf die 15-Jährige darauf geeinigt habe, den Schriftwechsel vertraulich zu behandeln.

Um sexuelle Avancen sei es bei der Unterhaltung aber nicht gegangen, sagte ein Parteisprecher. Strafrechtlich sei sie einwandfrei gewesen. "Die CDU-Landtagsfraktion ist jedoch der Auffassung, dass der Abgeordnete damit seiner Vorbildfunktion nicht gerecht geworden ist", sagte Nacke. Es habe sich nicht um ein "übliches" Gespräch zwischen einem 43-Jährigen und einer 15-Jährigen gehandelt, sagte Fraktionschef Björn Thümler.

Nacke führte mit Mindermann nach Bekanntwerden des Vorfalls ein "ausführliches Gespräch". "Mit seiner Ankündigung, nicht wieder für den Landtag zu kandidieren, hat Frank Mindermann Konsequenzen gezogen", fügte Thümler hinzu. Das Vorgehen sei mit der Familie des Mädchens abgestimmt worden.

Bei einer weiteren Kandidatur wäre der Vorfall bekannt geworden

Mindermann hatte vergangene Woche zunächst nur angekündigt, aus "persönlichen Gründen" nicht mehr für die Landtagswahl 2013 zu kandidieren. Spätestens bei einer weiteren Kandidatur wäre die Angelegenheit öffentlich geworden, hieß es aus der Fraktion.

Der 43-jährige Abgeordnete aus Stuhr bei Bremen habe sich aber offenbar ohnehin beruflich anders orientieren wollen. Ob Mindermann nach den Vorfällen in der laufenden Legislaturperiode noch Abgeordneter bleiben kann, ließ Thümler offen. "Das muss er selbst entscheiden", sagte er.

Telefonisch war der Abgeordnete bisher nicht zu sprechen. Gegenüber dem Weser-Kurier hatte er zuvor eine Mandatsaufgabe abgelehnt. Die Angelegenheit sei "nicht so relevant". Gleichzeitig bestätigte er, dass der Vorfall der "ausschlaggebende Punkt" für den Verzicht auf eine erneute Kandidatur gewesen sei. Er habe nicht gewollt, dass der Vorfall Diskussionsgegenstand wird.

Mindermann ist seit 2008 Mitglied des Landtags. Die anderen Fraktionen im niedersächsischen Landtag hielten sich bisher mit Stellungnahmen zurück.

Die Affäre erinnert an die Vorfölle in Schleswig-Holstein vom Sommer: Im August war eine Liaison zwischen dem damaligen schleswig-holsteinischen CDU-Landeschef Christian von Boetticher und einer 16-Jährigen öffentlich geworden. Boetticher hatte die Jugendliche über Facebook kennengelernt. Nachdem die Beziehung bekannt geworden war, stellte von Boetticher den Landesvorsitz zur Verfügung und zog sich von der Spitzenkandidatur zurück.

© sueddeutsche.de/dapd/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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