Umstrittenes Bahnhofsprojekt:Für Oettinger ist Stuttgart 21 "ein Muss"

Lesezeit: 1 min

Der ehemalige Landesvater Günther Oettinger wirbt für Stuttgart 21 - andernfalls werde Baden-Württemberg "sauber umfahren". Schlichter Heiner Geißler hat derweil die zweite Schlichtungsrunde eröffnet. Der Livestream.

Kurz vor Beginn der zweiten Runde der Schlichtungsgespräche rührt Baden-Württembergs früherer Ministerpräsident Günther Oettinger die Werbetrommel für das umstrittene Bahnhofsprojekt. Stuttgart 21 sei "ein Muss", sagte der in Stuttgart geborene EU-Kommissar.

"Ich glaube, aus der europäischen Betrachtung, dass für Baden-Württemberg diese Maßnahme ein ganz klarer Vorteil ist", sagte Oettinger der Tageszeitung Die Welt. "Es gibt eine Achse West-Ost in Europa, von Paris nach Wien. Und da ist Baden-Württemberg entweder dabei - oder sauber umfahren."

Die Umfahrung über Frankfurt und Würzburg sei fast fertig, betonte der EU-Energiekommissar. Deshalb sei der Bahnhofneubau "für die Integration weiter Teile Baden-Württembergs - Karlsruhe, Stuttgart, Ulm, nach Nord und Süd - ein Muss".

Er sei optimistisch, dass die Baden-Württemberger das auf Dauer verstehen würden. "Vielleicht kommt die Akzeptanz erst dann, wenn die Infrastruktur eingeweiht ist."

Indes gibt es kurz vor Beginn der zweiten Schlichtungsrunde neuen Ärger. Beobachter befürchten gar, dass die Gespräche, die wieder von Ex-CDU-Generalsekretär Heiner Geißler geleitet werden, platzen könnten. Gangolf Stocker vom Aktionsbündnis gegen Stuttgart 21 bestätigte am Donnerstagabend einen entsprechenden Bericht der Zeitung Neues Deutschland. Er befürchtet, dass die Bahn mit weiteren Baumaßnahmen vereinbarte Versprechen brechen wolle.

Stein des Anstoßes sind Beton-Fertigteile, die den Angaben zufolge am Donnerstagnachmittag am Südflügel des Hauptbahnhofes abgeliefert worden sind. Diese seien offenbar für die Fortsetzung der Arbeiten an den Fundamenten jener Halle gedacht, die für die Grundwasserregulierung benötigt werde, sagte Stocker der Zeitung.

Vermittler Geißler versuchte, die empörten Mitglieder des Aktionsbündnisses zu beruhigen. "Es ist nach Auskunft der Bahn nichts passiert, was die Friedenspflicht beeinträchtigt", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Ein Bahnsprecher betonte: "Diese vorbereitenden Maßnahmen sind ausdrücklich Bestandteil der mit den Projektkritikern zuvor getroffenen Vereinbarungen."

Die Schlichtungsgespräche beginnen um 10 Uhr. Das Treffen im Stuttgarter Rathaus wird live im Fernsehen und im Internet übertragen. sueddeutsche.de zeigt den Livestream des Senders Phoenix.

Für die Befürworter nehmen unter anderen Verkehrsministerin Gönner, Wirtschaftsminister Pfister und Bahnvorstand Kefer an der Gesprächsrunde teil. Die Gegner werden unter anderen durch den Tübinger Oberbürgermeister Palmer und Mitglieder des Aktionsbündnisses gegen das Bauvorhaben vertreten.

Am Donnerstagabend haben wieder Tausende gegen das umstrittene Bahnprojekt demonstriert. Nach Angaben von Polizei und Veranstaltern nahmen 5000 Menschen teil.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/DAPD/dmo/ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Stuttgart 21: Großdemos
:Beide Lager mobilisieren Tausende

Einen Tag nach der ergebnislosen ersten Schlichtungsrunde sind in Stuttgart wieder Zehntausende auf die Straßen gegangen. Die Großdemonstrationen von Gegnern und Befürwortern

in Bildern.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: