Sechs Monate lang an der Front: Ein harter Preis für die Freiheit. Etwa zwei Dutzend von der Söldnergruppe Wagner rekrutierte ehemalige Gefangene sind jetzt begnadigt worden, verkündete der Gründer und Finanzier des Militärunternehmens, Jewgeni Prigoschin. Die Gruppe hatte mit dem Versprechen der Straffreiheit Tausende Gefangene als zusätzliche Kämpfer gewinnen können.
Söldner der kremlnahen Privatmiliz unterstützen die russische Armee bereits seit März. Die Gruppe bestand ursprünglich aus erfahrenen russischen Ex-Soldaten. Nach Beginn des Angriffs auf die Ukraine hatte die Miliz aber auch Männer aus russischen Gefängnissen rekrutiert. Nach Aussage von Gefangenen wurde ihnen für einen sechsmonatigen Fronteinsatz ein hoher Sold und ein Straferlass zugesagt. Prigoschin selbst soll manche Straflager besucht haben, um für den Einsatz zu werben.
Schätzungen aus den USA zufolge zählt die Gruppe Wagner in der Ukraine etwa 40 000 Strafgefangene sowie 10 000 Söldner. Sie sind vor allem an in der umkämpften Region rund um die ukrainische Stadt Bachmut im Einsatz.
Krieg in der Ukraine:Wie Russlands Wagner-Söldner Gefangene rekrutieren
An die Front, im Tausch gegen Straferlass und Geld: Eine kremlnahe Gruppe wirbt in Gefängnissen um Kämpfer. In den Einheiten soll Gnadenlosigkeit herrschen - auch gegenüber den eigenen Leuten.
"Trinkt nicht zu viel, nehmt keine Drogen und vergewaltigt keine Frauen." Das habe Prigoschin seinen Kämpfern auf den Weg gegeben. Auf Bildern der russischen Nachrichtenagentur Tass ist zu sehen, wie er den Männern die Hände schüttelt. Sie hätten viel gelernt, in erster Linie, den Feind zu töten. Er wolle aber auf gar keinen Fall, dass sie diese Errungenschaft auf verbotenem Gebiet einsetzten, sagte er ihnen. "Wenn ihr wieder Feinde töten wollt, kommt ihr zurück."
Russlands Armee hat in der Ukraine mit hohen Verlusten zu kämpfen. Seit Monaten versucht der Kreml Berichten zufolge die Zahl seiner einsatzfähigen Soldaten zu erhöhen. Dabei wendet sich der russische Präsident Wladimir Putin offenbar zunehmend an die Gruppe Wagner. Die Miliz werde dabei immer unabhängiger vom russischen Verteidigungsministerium, berichten US-amerikanische Quellen der Nachrichtenagentur Reuters. Prigoschin werden schon seit Langem sehr enge Verbindungen zu Putin nachgesagt. Die russische Exil-Zeitung Meduza zitiert "Kreml-Insider", der Wagner-Gründer habe inzwischen stetigen "Zugang" zum Kremlchef. Wegen seines umfangreichen Cateringgeschäfts wird Prigoschin auch Putins Chefkoch genannt.
Seine Kämpfer sind nicht nur in der Ukraine, sondern auch in Libyen, Syrien, Mali und der Zentralafrikanischen Republik im Einsatz. Es gibt viele Medienberichte von Massakern, Vergewaltigungen und Raubzügen durch die Söldner. In der nach dem deutschen Komponisten Richard Wagner benannten Miliz kämpfen zudem auch viele offen Rechtsextreme - teilweise auch mit Verbindungen in die europäische rechte Szene.