Ukraine:Bundesregierung sagt der Ukraine milliardenschweres Waffenpaket zu

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Ukrainische Soldaten bei der Ausbildung an einem Panzer vom Typ Leopard 1 A5 in Deutschland. (Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa)

Es handelt sich um Waffen im Wert von 2,7 Milliarden Euro. Damit würde sich die deutsche Waffenhilfe für die Ukraine seit Beginn des Krieges nahezu verdoppeln. Vor der Verleihung des Karlspreises an Präsident Selenskij am Sonntag in Aachen gilt das als wichtiges Zeichen.

Die Bundesregierung hat der Ukraine weitere Waffenlieferungen im Wert von 2,7 Milliarden Euro zugesagt. Unter anderem sollen 20 weitere Marder-Schützenpanzer, 30 Leopard-1-Panzer und 4 Flugabwehrsysteme Iris-T-SLM bereitgestellt werden, wie das Verteidigungsministerium am Samstag in Berlin mitteilte. Nach Ministeriumsangaben geht es um die Lieferung weiterer Waffen im Wert von rund 2,7 Milliarden Euro durch Deutschland. Damit würde sich die deutsche Waffenhilfe für die Ukraine seit Beginn des Krieges im Februar 2022 nahezu verdoppeln: Seit Kriegsbeginn genehmigte die Bundesregierung Waffenlieferungen im Umfang von 2,75 Milliarden Euro.

Deutschland gehört damit zu den wichtigsten Unterstützern der Ukraine - sowohl militärisch als auch finanziell. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) erklärte zu dem neuen Waffenpaket: "Mit diesem wertvollen Beitrag an dringend benötigtem militärischen Material zeigen wir einmal mehr, dass es Deutschland mit seiner Unterstützung ernst ist." Alle wünschten sich ein baldiges Ende des fürchterlichen und völkerrechtswidrigen Krieges Russlands gegen das ukrainische Volk. "Abzusehen ist dies leider noch nicht. Von daher wird Deutschland jede Hilfe leisten, die es leisten kann - as long as it takes" - so lange dies nötig sei, ergänzte Pistorius. Zuerst hatte der Spiegel über das geplante neue Waffenpaket berichtet.

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Die Zusage für eine weitere Waffenlieferung in einem solchen Umfang gilt als wichtiges Zeichen vor einem möglichen Besuch von Selenskij in Deutschland. Der ukrainische Präsident soll am Sonntag in Aachen den Karlspreis verliehen bekommen und um die Einheit Europas geehrt werden. Die Laudatio wird Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) halten. Weitere Redner sind EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki.

Ob Selenskij wirklich anreisen wird, war zunächst unklar. Zuvor gab es Spekulationen um einen möglichen Berlin-Besuch des ukrainischen Präsidenten am Samstag. Doch ein Polizist hatte die Reisepläne von Selenskij an eine Zeitung durchgestochen und damit dessen Sicherheit gefährdet.

Bereits am Samstag ist Selenskij in Rom zu Besuch. Der Politiker teilte bei Twitter mit, in der italienischen Hauptstadt den Staatspräsidenten Sergio Mattarella, Regierungschefin Giorgia Meloni und auch Papst Franziskus zu treffen. Am Abend ist Selenskij Gast in der TV-Show "Porta a Porta", wie der Sender Rai mitteilte. Er schrieb von einem "wichtigen Besuch, um den Sieg der Ukraine zu erreichen". Zuvor war ein italienisches Regierungsflugzeug vom südostpolnischen Flughafen in Rzeszow nahe der ukrainischen Grenze nach Rom geflogen - es war davon auszugehen, dass Selenskij an Bord war. Auf TV-Aufnahmen war dann zu sehen, wie eine Wagenkolonne den Flughafen Rom-Ciampino verließ.

Maßnahmenpaket folgt bisherigen deutschen Unterstützungsschwerpunkten

Laut Verteidigungsministerium folgt das neue Maßnahmenpaket den bisherigen deutschen Unterstützungsschwerpunkten. Es beinhalte unter anderem Material aus den Bereichen Artillerie, Luftverteidigung, gepanzerte Gefechtsfahrzeuge und Pionierfähigkeiten. Unter anderem umfasse es 18 Radhaubitzen, Artilleriemunition, Lenkflugkörper für Luftverteidigungssysteme, 4 IRIS-T SLM Feuereinheiten zur Flugabwehr und 12 IRIS-T SLS Startgeräte. In dem Paket enthalten seien zudem 30 Leopard Kampfpanzer vom Typ 1A5 und 20 Marder-Schützenpanzer, mehr als 100 gepanzerte Gefechtsfahrzeuge sowie über 200 Aufklärungsdrohnen.

"All dies und mehr kommt aus Industriebeständen beziehungsweise der Industrieproduktion", teilte das Ministerium mit. Die Umsetzung der von der Bundesregierung beschlossenen Maßnahmen sei eingeleitet. Bereits Ende März hatte die Ukraine 18 moderne Kampfpanzer Leopard 2A6 mit Munition aus Deutschland erhalten. Die Bundesregierung hatte am 25. Januar nach längerem innenpolitischen Ringen das Ziel ausgegeben, "rasch zwei Panzer-Bataillone mit Leopard-2-Panzern für die Ukraine zusammenzustellen". Diese sind in der Ukraine üblicherweise mit jeweils 31 Panzern ausgestattet.

Beteiligt an der Initiative sind vor allem Polen sowie Norwegen, Kanada und Spanien. Zudem hat Deutschland bislang 40 Marder-Schützenpanzer mit Munition aus Bundeswehr- und Industriebeständen sowie 34 Flakpanzer Gepard inklusive etwa 6000 Schuss Flakpanzermunition geliefert. Hinzu kommen zwei Bergepanzer sowie zwei Minenräumpanzer Wisent. Iris-T-Flugabwehrsysteme Deutschland hat der Ukraine bisher zwei Luftverteidigungssysteme Iris-T SLM zur Verfügung gestellt. Das von dem Rüstungskonzern Diehl mit weiteren Partnern entwickelte System soll unter anderem dabei helfen, die Hauptstadt Kiew vor russischen Luftangriffen zu schützen. Im April hatte Deutschland der Ukraine zudem das Flugabwehrsystem Patriot zur besseren Verteidigung gegen russische Luftangriffe übergeben. Die Bundeswehr hatte auch die Ausbildung von Soldaten in einem Schnellprogramm übernommen. Patriot ("Phased Array Tracking Radar for Intercept on Target") zählt zu den modernsten Flugabwehrsystemen der Welt. Damit können feindliche Flugzeuge, ballistische Raketen und Marschflugkörper bekämpft werden.

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