TV-Duell: Merkel trifft auf Steinmeier:Duett statt Duell

Zu einem Duell im klassischen Sinn kam es nicht im deutschen Fernsehen, eher zu einem Zweikampf zwischen Politikern und Journalisten. Und der ging nicht zu Lasten der Politiker aus.

Hans Werner Kilz

Duelle im klassischen Sinne waren Kämpfe zwischen zwei Personen, die einen Ehrenhandel zu erledigen hatten. Im schlimmsten Fall lag einer tot am Boden, und die Ehre des anderen war wieder hergestellt.

Die Moderatoren Frank Plasberg, Peter Limbourg, Maybrit Illner und Peter Kloeppel, im Hintergrund die beiden Kontrahenten Merkel und Steinmeier: Das Duell zwischen Politikern und Journalisten ging nicht zu Lasten der Politiker aus. (Foto: Foto: AFP)

So schlimm kam es nicht im deutschen Fernsehen. Gegenseitig beleidigt haben sich die Kandidaten nicht, mehr Wattebausch als Säbel oder Pistole. Insofern war es doch mehr "ein Duett als ein Duell", wie einer der Moderatoren bemerkte. Warum sollten die Politiker auch ihre Arbeit schlechtreden, die sie vier Jahre lang zusammen gemacht haben. Es ist ja auch nicht auszuschließen, dass sie nach dem 27. September wieder miteinander regieren müssen.

Wer hat nun gewonnen? Frank-Walter Steinmeier war sicher besser, als es seine eigenen Anhänger erwartet hatten: Ein bisschen angriffslustiger, was er als Herausforderer auch sein muss, aber nicht polemisch, mehr staatsmännisch als kämpferisch, sympathisch.

Die Kanzlerin wirkte überraschend defensiv, schaute missmutig, ihr schien die ganze Duell-Szenerie nicht besonders zu behagen. Sie wirkt in kleineren Runden gelöster und schlagfertiger. Obwohl die Redezeit der beiden Kandidaten auf die Sekunde austariert wurde, hatte der Fernsehzuschauer das Gefühl, Steinmeier sei viel öfter dran gewesen.

Das Format des Duells ist nicht geeignet, politische Inhalte zu transportieren. Das lag auch an den Moderatoren. Sie hätten besser nur Fragen gestellt, statt immer wieder eigene Meinung beizupacken. Die amerikanische Tugend, den Gesprächspartner ausreden zu lassen, kannten alle vier nicht. So war es am Ende mehr ein Duell zwischen Journalisten und Politikern. Und das ging nicht zu Lasten der Politiker aus.

© SZ vom 14.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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