TV-Duell in Hessen:Bouffier verlangt Koalitions-Ehrenwort von Schäfer-Gümbel

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Volker Bouffier und Thorsten Schäfer-Gümbel kurz vor Beginn des TV-Duells. (Foto: dpa)

Im Zweifel auch Rot-Rot-Grün? Im hessischen TV-Duell verdächtigt CDU-Ministerpräsident Volker Bouffier seinen Herausforderer Thorsten Schäfer-Gümbel erneut, auch mit der Linkspartei koalieren zu wollen. Der SPD-Mann wehrt sich, will aber "formal" nichts ausschließen.

Eine lebhafte Debatte und ein zentrales Thema im Wahlkampf-Endspurt: Im einzigen TV-Duell der beiden hessischen Ministerpräsidenten-Anwärter entwickelte sich die Frage nach möglichen Regierungskoalitionen einmal mehr zum entscheidenden Streitpunkt.

Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) griff seinen SPD-Herausforderer Thorsten Schäfer-Gümbel erneut scharf an und gab sich neun Tage vor der Landtagswahl überzeugt, dass sich dieser auch mit der Linkspartei zum Regierungschef wählen lassen würde.

Bouffier warf seinem Kontrahenten in dem vom Hessischen Rundfunk ausgestrahlten Rededuell erneut vor, er habe sich eine Option offen gehalten und werde diese auch nutzen. "Ich werde alles tun, dass Hessen ein rot-rot-grüner Spuk erspart bleibt", sagte der Ministerpräsident.

Schäfer-Gümbel erwiderte darauf, es sehe keine Basis für ein Bündnis mit der Union oder der Linkspartei. "Ich will Rot-Grün", sagte der SPD-Spitzenkandidat. Er wolle auch keinen Beitrag dazu leisten, die Linkspartei "parlamentarisch wiederzubeleben."

Auf die Forderung Bouffiers, mit einem Ehrenwort Klarheit zu schaffen, ging Schäfer-Gümbel nicht ein. "Wir haben unsere Lektion gelernt", argumentierte er stattdessen unter Hinweis auf seine Vorgängerin Andrea Ypsilanti, die sich 2008 entgegen ihrer früheren Aussage mit Hilfe der Linkspartei zur Regierungschefin wählen lassen wollte. "Formal" wolle er kein Bündnis ausschließen.

In fast allen Umfragen liegen Schwarz-Gelb und Rot-Grün derzeit in Hessen praktisch gleichauf. Die Linke wird jedoch meist unter fünf Prozent gesehen. Im direkten Duell liegt Amtsinhaber Bouffier stets nur ganz knapp vor Schäfer-Gümbel.

Die Aufzeichnung des 75-minütigen TV-Duells fand bereits am Nachmittag statt, der Hessische Rundfunk strahlt es seit 20:15 Uhr aus (den Twitter-Livekommentar finden Sie unter dem Text). Neben der Frage nach möglichen Bündnissen ging es in dem Duell, in dem Bouffier sich ungewöhnlich angriffslustig zeigte, auch um zahlreiche Sachthemen. Ein Kurzüberblick:

Bildung: Bouffier erklärte, die SPD plane eine "Einheitsschule" und die Abschaffung von Schulnoten. Hessens Schüler seien mit dem verkürzten G-8-Abitur an den Gymnasien zu "Versuchskaninchen der Zwangspädagogik von Schwarz-Gelb" geworden, konterte der SPD-Herausforderer, der den Mangel an Ganztagsschulen in Hessen kritisierte und Bouffier vorwarf, die pädagogischen Konzepte der Siebziger zu vertreten.

Steuerpolitik: "Sie möchten die Menschen flächendeckend abkassieren", warf Bouffier der SPD mit ihren Steuerplänen vor. Schäfer-Gümbel hielt umgekehrt der CDU vor, nicht genügend gegen Steuerhinterziehung und Schlupflöcher für US-Großkonzerne zu tun. Dafür habe der normale Mittelständler kein Verständnis.

Hessens Klage gegen den Länderfinanzausgleich: Schäfer-Gümbel warnte davor, dass Hessen nach einer Verfassungsklage womöglich mehr als bislang bezahlen müsste. Bouffier beteuerte, nur noch 500 Millionen Euro pro Jahr an ärmere Bundesländer abgeben zu wollen. "Wir sind solidarisch, aber nicht blöd", sagte er.

© Süddeutsche.de/joku/dpa/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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