Zwischenfall im Mittelmeer:Türkei fordert Entschuldigung Frankreichs

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Die französische Fregatte Courbet (Archivbild) (Foto: AFP)

Außenminister Çavuşoğlu wirft Paris vor, über einen Zwischenfall mit einem französischen Kriegsschiff nicht die Wahrheit zu sagen. Frankreich hält einen ersten Untersuchungsbericht der Nato für nicht zufriedenstellend.

Die Türkei wirft Frankreich die Verbreitung von Falschinformationen zu einem Zwischenfall mit einem französischen Kriegsschiff im Mittelmeer vor und fordert eine offizielle Entschuldigung. Frankreich sage der EU und der Nato nicht die Wahrheit, und dies zeige auch ein Bericht der Nato-Militärexperten, sagte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu nach Gesprächen mit Bundesaußenminister Heiko Maas in Berlin. "Frankreich muss sich bei uns entschuldigen", forderte Çavuşoğlu.

Bei dem Zwischenfall hatte nach Angaben aus Paris ein türkisches Kriegsschiff mehrfach sein Feuerleitradar auf eine französische Fregatte, die Courbet, gerichtet. Da solche Systeme in der Regel nur benutzt werden, um Zieldaten für den Gebrauch von Waffensystemen zu liefern, war dies von Frankreich als "extrem aggressiv" gewertet und beim jüngsten Nato-Verteidigungsministertreffen angesprochen worden.

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Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte daraufhin angekündigt, dass der Vorfall vom 10. Juni von den Nato-Militärbehörden untersucht werde - auch weil die französische Fregatte zum Zeitpunkt des Zwischenfalls im Rahmen des Nato-Seeüberwachungseinsatzes "Sea Guardian" unterwegs war.

Ein erster Untersuchungsbericht liegt mittlerweile offenbar vor - wird jedoch Medienberichten zufolge als geheim eingestuft. Weil Frankreich den Bericht für nicht zufriedenstellend hält, hat es der Zeitung L'Opinion zufolge angekündigt, seine Beteiligung an "Sea Guardian" auszusetzen.

Streit um mögliche Waffenlieferungen

Als Hintergrund des Vorfalls gilt, dass die französische Fregatte ein Frachtschiff kontrollieren wollte, das unter dem Verdacht steht, für türkische Waffenlieferungen in Richtung Libyen genutzt zu werden. Frankreich wirft der Türkei seit Langem vor, mit Waffenlieferungen an die Truppen der libyschen Einheitsregierung gegen das geltende EU-Waffenembargo zu verstoßen.

Die Türkei wiederum behauptet, dass Länder wie die Vereinigten Arabischen Emirate mit der Lieferung von Waffen für den Regierungsgegner General Chalifa Haftar ebenfalls gegen das Waffenembargo verstoßen. Auch Frankreich schicke Waffen zu dem nicht legitimierten Haftar, sagte Çavuşoğlu. Çavuşoğlu sagte, die Nato kenne die Wahrheit. Sein Land habe die Courbet nicht belästigt. Zum Beweis habe die Türkei der Nato Berichte und Dokumente überreicht. Frankreich solle aufhören, sich an antitürkischen Aktionen zu beteiligen.

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