Mittelmeer:Vermittler sind gefragt

Der Konflikt zwischen Ankara und EU-Ländern ist heikel.

Von Paul-Anton Krüger

Im Mittelmeer bahnt sich ein gefährliches Kräftemessen an. Dabei stehen sich die Türkei und einige europäische Staaten gegenüber, die zumeist sowohl der Europäischen Union als auch der Nato angehören. Der Konflikt droht, die Verteidigungsallianz weiter zu spalten und zu schwächen, aber auch das Verhältnis der Europäer zu Ankara dauerhaft zu vergiften.

Der jüngste Zwischenfall, bei dem sich eine türkische und eine französische Fregatte unfreundlich beharkten, ist nur das erste sichtbare Zeichen dafür. Seit Monaten belauern sich türkische, italienische und französische Kriegsschiffe im Mittelmeer. Auch hat die Türkei angekündigt, Bohrschiffe mit militärischer Eskorte in Seegebiete zu entsenden, die Ankara nach einem Abkommen mit Tripolis für sich beansprucht, die allerdings auch Griechenland als seiner Wirtschaftszone zugehörig sieht.

Es ist dringend nötig, dass es auf höchster Ebene Vermittlung gibt, bevor die Krise zu einem Schlagabtausch eskaliert. Mit der EU-Ratspräsidentschaft, dem turnusmäßigen Vorsitz im UN-Sicherheitsrat und als Ausrichter der Berliner Konferenz zu Libyen ist die Bundesregierung prädestiniert dafür. Bislang ist aber die Diplomatie wirkungslos geblieben, im östlichen Mittelmeer setzt sich das Recht des Stärkeren durch.

© SZ vom 02.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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