Zivilklage:Trump wegen sexuellen Übergriffs zu Schadenersatz verurteilt

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E. Jean Carroll hatte Donald Trump beschuldigt, sie Mitte der 90er-Jahre vergewaltigt zu haben. (Foto: Kena Betancur/Andrey Kelly/Afp)

Der ehemalige US-Präsident muss eine Entschädigung in Höhe von fünf Millionen Dollar an die Autorin E. Jean Carroll zahlen. Nach der Entscheidung spricht er von "einer Schande".

Der ehemalige US-Präsident Donald Trump ist in New York in einem Zivilprozess wegen sexueller Nötigung verurteilt worden. Die Geschworenen beim Bundesgericht in Manhattan sahen es als erwiesen an, dass Trump die ehemalige Kolumnistin des Modemagazins Elle, E. Jean Carroll, missbraucht hatte. Den Vorwurf der Vergewaltigung sah die Jury als nicht bewiesen an. Sie sprach Carroll fünf Millionen Dollar Schadenersatz wegen Körperverletzung und Verleumdung zu.

E. Jean Carroll tritt nach dem Urteil lachend aus dem Gericht in Manhattan. (Foto: Andrew Kelly/REUTERS)

Die heute 79-jährige Carroll hatte dem damaligen Präsidenten Trump 2019 öffentlich vorgeworfen, sie Ende 1995 oder Anfang 1996 im New Yorker Luxuskaufhaus Bergdorf Goodman in einer Umkleidekabine vergewaltigt zu haben. Strafrechtlich sind die Vorwürfe verjährt. Weil Trump Carroll, die ihre Vorwürfe zuerst in einem Buch öffentlich machte, öffentlich unterstellte, nur die Verkäufe anzukurbeln zu wollen, klagte sie wegen Verleumdung gegen ihn.

Trump hatte unter anderem angemerkt, die Anschuldigungen könnten schon deshalb nicht stimmen, weil Carroll "nicht sein Typ" sei. In den vergangenen Tagen sprach er in den sozialen Medien von einer "betrügerischen und unwahren Geschichte" und von einer "erfundenen Abzocke". Im Prozess selbst hatte er nicht ausgesagt und war bei dem Verfahren auch nicht persönlich anwesend.

Nach der Entscheidung am Dienstag schrieb er auf der Plattform Truth Social: "Dieses Urteil ist eine Schande." Es handele sich um eine Fortsetzung der "größten Hexenjagd aller Zeiten", so der aktuelle Präsidentschaftsbewerber weiter. "Ich habe absolut keine Ahnung, wer diese Frau ist."

Trump will 2024 erneut US-Präsident werden und bewirbt sich für die republikanische Nominierung. Diverse Verfahren gegen ihn stellt er als politisch motiviert dar. Anfang April war Trump als erster ehemaliger US-Präsident in einem anderen Verfahren strafrechtlich angeklagt worden. Der Bezirksstaatsanwalt von Manhattan, Alvin Bragg, wirft ihm vor, mit Schweigegeldzahlungen an die Pornodarstellerin Stormy Daniels versucht zu haben, seine Chancen bei der Präsidentenwahl 2016 zu erhöhen und damit gegen Wahlgesetze verstoßen zu haben. Es laufen weitere Ermittlungen gegen ihn - etwa wegen seiner Rolle bei der Erstürmung des US-Kapitols wenige Wochen vor der Vereidigung seines demokratischen Nachfolgers Joe Biden als Präsident.

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SZ PlusProzess gegen Donald Trump
:"Ich bin hier, weil Donald Trump mich vergewaltigt hat"

In einem Zivilprozess in New York will die Autorin E. Jean Carroll eine Entschädigung vom ehemaligen US-Präsidenten erstreiten. Trump erscheint nicht vor Gericht, wütet aber in den sozialen Medien.

Von Christian Zaschke

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