Seitdem hat sich der Rechtsaußen-Politiker noch stärker radikalisiert: Das totale Verbot des Islam in Tschechien war im SPD-Wahlprogramm Forderung Nr. 1. "Nicht alle Muslime sind Terroristen - aber alle Terroristen sind Muslime", behauptet Okamura. "Wir sind für Religionsfreiheit - aber der Islam ist keine Religion, sondern eine gefährliche, expansive Ideologie. Deshalb wollen wir ihn verbieten."
Naheliegende Zweifel wie den, dass es in Tschechien bisher kaum Muslime gibt, lässt Okamura nicht gelten: "Tschechische Polizisten laufen heute mit Maschinenpistolen herum. Am Eingang zur Prager Altstadt stehen Betonbarrieren, um einen Terroranschlag zu verhindern. Wir wollen die Probleme lösen, bevor sie bei uns überhaupt erst entstehen."
Analysten wie der Politologe Petr Just halten Okamuras Anti-Islam-Nationalismus für "rein zweckgebunden: Okamura will nur seine Wählerschaft ausweiten. Früher trat Okamura für ein multikulturelles Tschechien ein". Noch 2011 war Okamura Juror bei der Show "Miss Expat" - dort wurde die schönste Einwanderin gekrönt. 2013 stellte er laut Nachrichtenagentur Reuters ein Foto seiner tschechischen Freundin ins Internet, die in muslimischer Kleidung eine Moschee in London betritt, und pries die "schöne Erfahrung".
Er erfand die Mär von 30 000 illegalen Migranten
Seine gegen Muslime, gegen Brüssel und pro Moskau gerichtete Rhetorik verbreitet Okamura vor allem mit selbstgedrehten Videos auf Facebook. Dabei erfand er dem Analysten Jiri Pehe zufolge auch die Mär von 30 000 illegalen Migranten, die Tschechiens Regierung vor ihren Bürgern versteckt halte.
Nach seinem Wahlerfolg ist Okamura nun möglicher Königsmacher. Bisher ist offen, wie und mit wem Wahlsieger Andrej Babis eine Koalition schmieden kann. Vor der Wahl nannte Babis Okamura "gefährlich"; schon in der Wahlnacht schränkte Babis ein, einige Elemente des SPD-Programms seien durchaus akzeptabel.
Okamuras älterer Bruder beobachtet dies mit Skepsis. Hayato Okamura, ein in der Flüchtlingshilfe aktiver Politiker der Christdemokraten, sieht seinen sechs Jahre jüngeren Bruder nur einmal im Jahr - wenn sich Hayato, Tomio und Osamu, der jüngste der drei Brüder, zum Gedenken an die verstorbene Mutter treffen. Er kenne Tomios Ideen, sagt Hayato: "Er ist ein Populist von schwerem Kaliber geworden. Ich habe Angst vor ihm."