Thailand: Proteste der Rothemden:Patt in Bangkok

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Nach der gewaltsamen Eskalation vom Wochenende protestieren die Regierungsgegner in Thailand weiter. Eine Lösung der Regierungskrise ist nicht in Sicht.

Nach den blutigen Auseinandersetzungen vom Samstag in Bangkok haben sich die Sicherheitskräfte zurückgezogen, während die Rothemden weiter gegen die Regierung demonstrieren. Thailand ist extrem polarisiert - eine Einigung zwischen Opposition und Regierung ist nicht in Sicht.

Nun hat der thailändische Armeechef an diesem Montag vorsichtig eine mögliche Parlamentsauflösung ins Spiel gebracht. Damit würde die Forderung der regierungsfeindlichen Demonstranten erfüllt, die seit vier Wochen zu Zehntausenden in Bangkok protestieren.

"Wenn wir keine politische Lösung in diesem Konflikt finden, müssen wir wohl das Parlament auflösen", sagte General Anupong Paochinda im Fernsehen wörtlich. Regierungschef Abhisit Vejjajiva hat das bislang stets zurückgewiesen.

Die Regierungsgegner in Thailand haben unterdessen mit einem Trauerzug ihren Anhängern gedacht, die bei den Zusammenstößen mit Sicherheitskräften getötet worden sind. Dabei führten sie symbolisch 14 leere Särge mit sich.

Die Straßenschlachten vom Wochenende waren die blutigsten Auseinandersetzungen seit 1992, als mehr als 50 Menschen bei Protesten gegen die Regierung von General Suchinda Kraprayoon getötet wurden. Regierung und Opposition gaben sich gegenseitig die Schuld an der Eskalation, bei der auch mehr als 800 Menschen verletzt worden waren.

Die Anhänger des 2006 gestürzten Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra demonstrieren seit Wochen für die Auflösung des Parlaments und Neuwahlen. Sie gehören vor allem der armen Landbevölkerung an, während die Regierung ihren Rückhalt in den städtischen Eliten hat.

Der wochenlange friedliche Protest war am Samstag dramatisch eskaliert, als Armee und Polizei versuchten, die Demonstrationen zu beenden. Sie setzten Wasserwerfer, Tränengas und Gummigeschosse ein, doch die Oppositionellen wichen nicht.

Die Übermacht der Demonstranten trieb die Sicherheitskräfte schließlich in die Flucht. Sie ließen in der Innenstadt Panzer und Mannschaftswagen zurück. Unter den Getöteten sind auch vier Soldaten und ein japanischer Kameramann der Nachrichtenagentur Reuters.

Der Grundkonflikt zwischen beiden Lagern - oft als Rothemden und Gelbhemden bezeichnet - dauert in Thailand seit Jahren an. Das Lager, das gerade nicht die Regierung stellt, übt von der Straße aus Druck aus. Wie dieses Patt aufgelöst werden könne, ist unklar. König Bhumibol, der in Thailand fast gottähnlichen Status genießt, ist schwer krank, weswegen nicht erwartet wird, dass er sich in die Kontroverse einmischt.

© sueddeutsche.de/apn/AFP/dpa/toma - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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