Zahl der Flüchtlinge innerhalb eines Jahres verdoppelt
Die Zahl der Menschen, die aus Angst vor der radikalislamischen Miliz Boko Haram und deren Kämpfen mit Regierungstruppen und bewaffneten Bürgerwehren innerhalb Nigerias auf der Flucht sind, hat sich innerhalb eines Jahres fast verdoppelt. Insgesamt seien Unicef zufolge 1,2 Millionen Menschen bislang geflohen, davon allein 800 000 Kinder.
Mehr als 200 000 suchten nach Angriffen oder Drohungen gegen ihre Dörfer Schutz in den Nachbarländern Niger, Tschad und Kamerun, wie das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen mitteilte. Tausende Kinder aus Nigeria sind demnach Opfer schwerer Menschenrechtsverletzungen. Mädchen und Jungen würden getötet, entführt, zwangsverheiratet, als Kämpfer rekrutiert oder gezwungen, sich als Selbstmordattentäter in die Luft zu sprengen. Immer mehr Kinder und Jugendliche seien auf sich allein gestellt, weil ihre Eltern tot oder auf der Flucht von ihnen getrennt worden seien.
Unicef fordert mehr finanzielle Unterstützung
Das Hilfswerk forderte alle Konfliktparteien dringend dazu auf, ihren Verpflichtungen gemäß internationalem Recht nachzukommen und für den Schutz von Kindern zu sorgen sowie Helfern ungehinderten Zugang zu gewähren. Zudem rief Unicef die internationale Gemeinschaft zu mehr finanzieller Unterstützung auf.
Der neue Unicef-Bericht wurde genau ein Jahr nach der Entführung von mehr als 200 überwiegend christlichen Schülerinnen aus dem Ort Chibok durch Boko Haram veröffentlicht. Von ihnen fehlt weiter jede Spur. Der Fall sorgte weltweit für Entsetzen. Doch Unicef warnt, er sei nur die Spitze des Eisbergs "zahlloser Tragödien".
Boko Haram kämpft im Norden Nigerias für die Errichtung eines sogenannten Gottesstaats. Seit 2009 sind dem Terror der Gruppe Schätzungen zufolge bereits mehr als 14 000 Menschen zum Opfer gefallen.