Syrien:Westliche Geheimdienste sollen Kontakt zu Assad suchen

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Offiziell gilt Syrien als international isoliert. Doch nun legt Vize-Außenminister Mekdad in einem Interview offen, dass westliche Geheimdienste wohl durchaus beim Regime in Damaskus vorsprechen.

Eigentlich soll Syrien von der internationalen Staatengemeinschaft isoliert werden, doch nach Angaben aus Damaskus suchen Geheimdienste des Westens wohl Kontakt mit dem Regime von Baschar al-Assad. Es habe in den vergangenen Monaten Gespräche zur Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen mit den Diensten mehrerer westlicher Länder gegeben, sagte Syriens Vize-Außenminister Faisal Mekdad jetzt in einem am Mittwoch ausgestrahlten Interview der britischen BBC.

"Der Wind hat sich gedreht", sagte Mekdad. Die Kontakte deuteten auf große Differenzen zwischen der offiziellen Politik der westlichen Staaten und deren Sicherheitsdiensten hin. Mekdad wollte sich allerdings nicht dazu äußern, welche Geheimdienste die syrische Regierung kontaktiert haben sollen - er betonte lediglich, es seien viele nach Damaskus gereist.

Westliche Staaten unterstützen die Opposition in dem Bürgerkriegsland. Allerdings halten sie sich mit materieller Hilfe zurück, weil Al-Qaida-Verbündete in von Rebellen eroberten Gebieten in der Vergangenheit die Oberhand gewonnen hatten.

Millionen US-Dollar für Flüchtlinge und Vertriebene

Bei einer Geberkonferenz in Kuwait hat das Gastgeberland am Mittwoch nun finanzielle Hilfen in Höhe von 500 Millionen US-Dollar (366 Millionen Euro) für Flüchtlinge und Vertriebene angekündigt. US-Außenminister John Kerry versprach 380 Millionen Dollar, weitere Zusagen kamen unter anderem aus Katar und Saudi-Arabien.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte bei der Konferenz, er hoffe, dass bei den geplanten Friedensverhandlungen eine politische Lösung für den blutigen Konflikt in Syrien gefunden werde. Für den 22. Januar sind internationale Friedensgespräche in der Schweiz angesetzt, an denen auch Russland, die USA und Deutschland teilnehmen. Bislang steht aber noch nicht einmal fest, ob die syrische Exil-Opposition bei den Verhandlungen überhaupt anwesend sein wird.

Der Vatikan forderte zum Ende seiner eigenen internationalen Friedenskonferenz an diesem Mittwoch, dass alle Konfliktparteien an den Verhandlungen teilnehmen müssten. Außerdem sei ein Waffenstillstand unabdingbar für die Lösung des Konflikts, heißt in der Abschlusserklärung nach Berichten der Vatikanzeitung Osservatore Romano.

Zuletzt wurden Hunderte Aufständische bei Gefechten zwischen einzelnen Rebellengruppen in Syrien getötet. Zugleich gehen die Kämpfe mit den Regierungstruppen weiter. Bei dem vor fast drei Jahren ausgebrochenen Aufstand gegen Präsident Assad sind mittlerweile mehr als 100.000 Menschen ums Leben gekommen.

Was die europäischen Geheimdienste besonders beunruhigt, ist der Zustrom von "Dschihadisten", die aus Europa nach Syrien reisen, um sich dort islamistischen Brigaden anzuschließen. Allein aus Frankreich sind nach Pariser Angaben bereits 740 Islamisten in den Syrienkrieg gezogen, aus Deutschland kamen 2013 etwa 240.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/Reuters/ratz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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