Syrien:UN-Experten beginnen mit Vernichtung von C-Waffen

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Für die UN-Experten in Syrien fängt nun die eigentliche Arbeit an: Schätzungsweise 1000 Tonnen an chemischen Waffen sollen in dem Land zerstört werden. Präsident Assad bringt in einem Interview Deutschland als Vermittler im Bürgerkrieg ins Spiel - und kassiert eine Abfuhr.

Unter der Aufsicht internationaler Experten hat Syrien mit der Zerstörung seines Giftgas-Arsenals begonnen. In einer gemeinsamen Erklärung der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) und der Vereinten Nationen hieß es, dass syrisches Personal unter den Augen von OPCW- und UN-Mitarbeitern am Sonntag "mit Schneidbrennern und Winkelschleifern an der Vernichtung oder Deaktivierung von etlichen Gegenständen" arbeitete.

Dazu zählten Sprengköpfe, Fliegerbomben sowie Geräte zum Mischen und Einfüllen von Giftgasen. Die Nachrichtenagentur dpa hatte zuvor aus UN-Kreisen erfahren, dass auch ein Forschungslabor unschädlich gemacht werde.

Es wird geschätzt, dass das Regime von Präsident Baschar al-Assad über etwa 1000 Tonnen Chemiewaffen verfügt. Mitte 2014 soll das Land nach einem Beschluss des UN-Sicherheitsrates chemiewaffenfrei sein. Die Inspekteure halten sich bereits seit vergangenem Montag in Syrien auf.

Assad hat sich unterdessen für eine deutsche Vermittlerrolle im syrischen Bürgerkrieg ausgesprochen. "Ich würde mich freuen, wenn Gesandte aus Deutschland nach Damaskus kämen, um mit uns über die wahren Verhältnisse zu sprechen", sagte Assad in einem Interview des Nachrichtenmagazins Spiegel auf die Frage nach einer Vermittlung der Bundesrepublik.

Wenn die Deutschen mit den Syrern redeten, heiße das nicht, dass sie die Position der Regierung in Damaskus übernähmen, sagte Assad. Aber die Deutschen könnten im Land Überzeugungsarbeit leisten. Unter den Europäern schienen die Deutschen und die Österreicher am besten zu erfassen, was in Syrien vor sich gehe. "Deutschland kommt dem am allernächsten", sagte der syrische Präsident.

Assad schließt Verhandlungslösung mit Rebellen aus

Bundesaußenminister Guido Westerwelle erteilte der Idee umgehend eine Absage: "Wir haben mit Lakhdar Brahimi einen Sonderbeauftragten der Vereinten Nationen, dessen Vermittlungsbemühungen für eine politische Lösung wir mit aller Kraft unterstützen", sagte er Spiegel online während eines Afghanistan-Besuches. Er fügte mit Blick auf Assads Äußerungen zu Giftgaseinsätzen in Syrien hinzu: "Leugnen und Abstreiten sind sicher nicht geeignet, einer friedlichen Lösung in Syrien den Boden zu bereiten."

Den Fachleuten, die nun mit der Inspektion der Chemiewaffen beginnen, sagte Assad volle Zusammenarbeit zu. "Wir sind transparent, die Experten dürfen zu jeder Anlage gehen." Sie erhielten alle Daten. Bis zur Zerstörung seien die C-Waffen sehr gut geschützt.

Zugleich wies Assad Vorwürfe zurück, chemische Kampfstoffe eingesetzt zu haben. Er warf seinen Gegnern vor, selbst das Nervengas Sarin verwendet zu haben. In der Nähe von Damaskus kamen am 21. August 1400 Menschen bei einem Giftgasangriff ums Leben, den die USA Assad anlasten. Die Regierung in Washington hatte dem syrischen Präsidenten mit einem Militärschlag gedroht, verständigte sich dann aber mit Russland auf eine UN-Resolution zur Vernichtung der syrischen Chemiewaffen.

In Syrien tobt seit zweieinhalb Jahren ein Volksaufstand, der sich mittlerweile zum Bürgerkrieg entwickelt hat. Nach UN-Angaben wurden dabei mehr als 100.000 Menschen getötet.

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