Krieg in Syrien:Maas und Çavuşoğlu distanzieren sich von Kramp-Karrenbauers Plan

Heiko Maas (li.) und Mevlüt Çavuşoğlu gaben nach ihrem Treffen in Ankara eine Pressekonferenz. (Foto: dpa)
  • Die beiden Außenminister bezeichnen die Initiative der deutschen Verteidigungsministerin als unrealistisch.
  • Kramp-Karrenbauer hatte angesichts des türkischen Einmarschs in die Kurdengebiete in Nordsyrien eine internationale Schutzzone vorgeschlagen.
  • Bisher hat sich allerdings öffentlich noch kein Land dahintergestellt. Auch die SPD sieht den Plan kritisch.

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) hat sich bei seinem Türkei-Besuch von dem Syrienplan der Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) distanziert. "Überall wird uns gesagt, das sei kein realistischer Vorschlag", sagte Maas nach einem Treffen mit seinem türkischen Kollegen Mevlüt Çavuşoğlu.

Çavuşoğlu pflichtete ihm bei. Zunächst einmal müsse man sich in Deutschland untereinander einigen, es gebe da ja unterschiedliche Meinungen. Er sagte auch, dass Präsident Recep Tayyip Erdoğan Bundeskanzlerin Angela Merkel die Idee der UN-geschützten Zone schon vor Jahren vorgeschlagen habe. Aber nun habe man mit den USA und Russland zusammengearbeitet. Mittlerweile hätten sich die Akteure am Boden geändert.

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In dem Gespräch habe der Vorschlag für eine von einer UN-Truppe geschützten internationalen Sicherheitszone nur wenig Zeit in Anspruch genommen, sagte Maas. "Für Dinge, die im Moment eher theoretischen Charakter haben, hat uns die Zeit gefehlt, weil den Menschen in Syrien die Zeit für theoretische Debatten fehlt."

Kramp-Karrenbauer hatte ihren Vorschlag Anfang der Woche im Alleingang ohne Absprache mit Maas oder der SPD-Fraktion gemacht. Am Donnerstag hatte sie ihn bei einem Nato-Treffen vorgestellt. Öffentlich hat sich aber noch kein Land dahinter gestellt.

Die Türkei war vor gut zwei Wochen in Syrien einmarschiert, um die von ihr als Terrororganisation angesehene Kurdenmiliz YPG zu verdrängen. Zuvor hatten die bislang mit den Kurden verbündeten US-Truppen mit ihrem Abzug aus dem Gebiet begonnen. Die Türkei und Russland haben sich inzwischen darauf verständigt, das nordsyrische Grenzgebiet zur Türkei gemeinsam zu kontrollieren. Erdoğan will dort ein bis zwei Millionen Flüchtlinge aus der Türkei ansiedeln.

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