Krieg in Syrien:Chaos in Syrien - 300 000 Menschen sitzen in Aleppo fest

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  • Islamistische Rebellen haben am Montag erneut versucht, Aleppo einzunehmen. Die syrische Regierung bestätigt einen Angriff, der offenbar abgewehrt wurde.
  • Russland und Syrien hatten vergangene Woche einen Plan zur Rückeroberung Aleppos verkündet.
  • Beim Abschuss eines russischen Transporthubschraubers über der Provinz Idlib kamen alle fünf Insassen ums Leben.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Islamistische Rebellen und Kämpfer der aus der Nusra-Front hervorgegangenen Gruppe Jabhat Fateh al-Sham haben versucht, den Belagerungsring des syrischen Regimes um Aleppo zu sprengen. Die Regierung in Damaskus bestätigte die Angriffe, teilte aber mit, sie seien im Lauf des Montags abgewehrt worden.

Die erbittert geführte Schlacht um die seit 2012 zwischen Regime und Rebellen geteilte Stadt macht die für Ende August geplante Fortsetzung der Friedensgespräche in Genf zunehmend unwahrscheinlich. Die USA und Russland hatten zuletzt am Wochenende darüber beraten, wie die Anfang Februar vereinbarte Waffenruhe in Syrien wiederhergestellt werden könne. Allerdings kam es auch in anderen Landesteilen zu schweren Kämpfen und Luftangriffen.

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Russischer Hubschrauber abgeschossen

Über der Provinz Idlib schossen Rebellen am Montag einen russischen Transporthubschrauber vom Typ Mi-8 ab; alle fünf Insassen wurden getötet. Laut dem Verteidigungsministerium in Moskau waren sie auf dem Rückweg von einer "humanitären Mission" in Aleppo zum Stützpunkt Khmeimim bei Latakia.

Es ist der schwerste Verlust der russischen Armee in Syrien, seit sie Ende September auf der Seite der Regierung von Präsident Baschar al-Assad in den Krieg eingegriffen hat. Insgesamt starben damit nach offiziellen Angaben bislang 19 russische Soldaten in Syrien.

Russland und Syrien hatten vergangene Woche einen Plan zur Rückeroberung Aleppos verkündet. Über drei humanitäre Korridore könnten Zivilisten die belagerten Viertel verlassen, über einen vierten die Rebellen abziehen, hieß es. Assad kündigte zudem eine Amnestie für Rebellen an, die sich binnen drei Monaten ergeben.

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Nach Regierungsangaben nutzten etwa 200 Menschen die Korridore, Aktivisten in Aleppo bestritten das und sprachen von einer List der Regierung. Sie wiesen auch Anschuldigungen zurück, dass Rebellen die Menschen daran hinderten, die Stadt zu verlassen. Die syrische Luftwaffe bombardierte unverändert die Rebellen-Viertel.

Der UN-Sondergesandte Staffan de Mistura sagte, man könne nicht erwarten, dass Menschen durch Korridore gehen, wenn ringsum geschossen, bombardiert und gekämpft werde. Er warnte, dass den Menschen in drei Wochen Essen und Wasser ausgehen werde. Laut den UN sitzen bis zu 300 000 Zivilisten im Ostteil Aleppos fest. Syrische Truppen und ausländische Schiiten-Milizen unter dem Kommando iranischer Offiziere hatten den Belagerungsring Mitte Juli geschlossen.

Russland und die USA verhandeln über ein gemeinsames Vorgehen gegen die Terrormiliz Islamischer Staat und die frühere Nusra-Front. Sie hatte sich jüngst vom Terrornetzwerk al-Qaida losgesagt und in Jabhat Fateh al-Sham umbenannt. Sowohl Moskau als auch Washington machten klar, dass sie die neue "Front zur Eroberung Großsyriens" weiter als Terroristen betrachten. Die USA werfen Moskau vor, unter dem Vorwand, gegen diese Gruppe vorzugehen, moderate Rebellen zu bombardieren - die aber auf dem Schlachtfeld zeitweise mit Kämpfern der Front kooperieren.

© SZ vom 02.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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