Sudan:Gefechte gehen trotz verlängerter Feuerpause weiter

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Brüchiger Waffenstillstand: Die RSF-Miliz und die sudanesische Armee einigen sich auf eine Verlängerung der Feuerpause. (Foto: Marwan Ali/dpa)

Am Morgen waren in Khartum wieder Kämpfe zu hören. Dem Roten Kreuz gelingt es unterdessen zum ersten Mal seit Ausbruch der Kämpfe, Hilfsgüter in den Sudan zu bringen.

Auch nach der Verlängerung der Feuerpause flauen die Kämpfe im Sudan nicht ab. Armee und paramilitärische RSF-Miliz beschuldigten sich erneut gegenseitig, die Vereinbarungen gebrochen zu haben. Eine friedliche Lösung des Konflikts scheint in weiter Ferne. Armeechef Abdel Fattah al-Burhan lehnt direkte Gespräche mit dem RSF-Chef Mohamed Hamdan Dagalo, auch bekannt als Hemedti, kategorisch ab. Hemedti will erst dann mit Al-Burhan sprechen, wenn die Armee ihre Angriffe stoppt.

Eigentlich hatten sich Armee und die paramilitärischen Rapid-Support Forces (RSF) auf eine Waffenruhe bis einschließlich Mittwoch geeinigt. Ziel sei es, humanitäre Korridore offenzuhalten, damit sich die Menschen mit dem Nötigsten versorgen und in sichere Gebiete gelangen könnten. Die Entscheidung sei eine Reaktion auf internationale und regionale Forderungen. Die Armee bestätigte die Einigung mit der RSF-Miliz über die Verlängerung der Feuerpause um 72 Stunden.

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Die Hilfsgüter des Roten Kreuzes - darunter Betäubungsmittel, Verbände und chirurgisches Material - seien per Flugzeug aus Jordanien in die Hafenstadt Port Sudan gebracht worden. Eine weitere Maschine mit zusätzlichen Vorräten und Einsatzkräften solle bald folgen, hieß es. Die Mitarbeiter im sudanesischen Gesundheitswesen "haben unmögliches geleistet: Verletzte ohne Wasser, Strom und grundlegende medizinische Vorräte zu versorgen", sagte der Afrika-Direktor des IKRK, Patrick Youssef.

Angesichts der sich "rapide verschlechternden humanitären Krise" sendet UN-Generalsekretär António Guterres den Nothilfekoordinator der Vereinten Nationen, Martin Griffiths, in die Region, wie ein Sprecher des UN-Generalsekretärs mitteilte. "Das Ausmaß und die Geschwindigkeit dessen, was im Sudan passiert, ist beispiellos."

Mehr als 500 Menschen sollen bereits getötet worden sein - fast 5000 verletzt

Die Waffenruhe hatte am Wochenende zeitweise eine gewisse Normalität in Teile der umkämpften Hauptstadt Khartum zurückgebracht. Augenzeugen berichteten, die Polizei patrouilliere wieder in den Straßen - unter anderem, um Plünderungen zu verhindern. Nur vereinzelt waren demnach Schüsse zu hören. Aus manchen Stadtteilen gab es jedoch Berichte sporadischer Gefechte.

In dem nordostafrikanischen Land mit rund 46 Millionen Einwohnern kämpft der De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan mithilfe der Streitkräfte seit dem 15. April gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, der die RSF anführt. Die beiden Generäle hatten die Führung Sudans durch gemeinsame Militärcoups übernommen. Nach Angaben des sudanesischen Ärztekomitees sind viele Krankenhäuser infolge der Gefechte nicht mehr funktionstüchtig. Zudem fehle es an Medikamenten, medizinischen Gütern und Blutkonserven. Nach Angaben der Behörden sind den Kämpfen bereits mehr als 500 Menschen zum Opfer gefallen, fast 5000 sind verletzt worden.

Deutschland hat seine Evakuierungsmission vergangene Woche zunächst für beendet erklärt. Die britische Regierung kündigte für Montag einen weiteren Evakuierungsflug an, um Landsleute aus Port Sudan nach Großbritannien in Sicherheit zu bringen. Im Hafen der Stadt ist US-Regierungskreisen zufolge auch ein Schiff der US-Marine eingelaufen, um bei der Evakuierung von Amerikanern zu helfen. Mit dem Transportschiff würden wohl Hunderte US-Bürger in Sicherheit gebracht.

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