Behörden und Rebellen im Sudan wollen den gestürzten Präsidenten Omar al-Baschir nach Den Haag ausliefern. Man habe sich darüber mit Milizen aus Darfur geeinigt, sagte Mohammed Hassan al-Taischi, Mitglied des Übergangsrates in der südsudanesischen Hauptstadt Juba. Der Internationale Strafgerichtshof wirft Al-Baschir Kriegsverbrechen und Völkermord im Konflikt in der Region Darfur vor und hat Haftbefehl gegen ihn erlassen.
"Wir haben vereinbart, dass alle, gegen die Haftbefehle vorliegen, vor dem Internationalen Strafgerichtshof erscheinen werden", sagte Al-Taischi. Nur so können eine Übergangsjustiz und Heilung erreicht werden. Die Übergangsregierung, die aus Zivilisten und Soldaten besteht, war sich lange nicht einig über eine Auslieferung des früheren Präsidenten. Doch der Sudan braucht dringend internationale Hilfe und strebt eine Aufhebung der Sanktionen aus Al-Baschirs Zeiten an. Zuletzt rief Premierminister Abdalla Hamdok die UN zu Unterstützung für den Friedens- und Demokratisierungsprozess auf.
Al-Baschir war im Dezember wegen Geldwäsche und Korruption zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. Der 76-Jährige wurde wegen seines Alters nicht zu einer Gefängnisstrafe, sondern zu zwei Jahren Haft in einer Besserungsanstalt in der sudanesischen Hauptstadt Khartum verurteilt. Das Urteil war das erste in einer ganzen Reihe von Prozessen gegen den abgesetzten Langzeitherrscher.
Al-Baschir war nach 30 Jahren an der Macht im April vom Militär gestürzt worden. Dem Putsch waren monatelange Massenproteste vorausgegangen, gegen die sein Regime teilweise brutal vorgegangen worden war. Nach al-Baschirs Sturz war in seinem Anwesen Bargeld in Millionenhöhe beschlagnahmt worden. Der 76-Jährige wurde auch wegen Anstachelung zur Gewalt gegen Demonstranten und Mittäterschaft bei der Tötung Protestierender angeklagt.