Untersuchung zum Kapitol-Sturm:Trump soll Sympathie für Erhängung von Mike Pence geäußert haben

Lesezeit: 2 min

Ein Video der Befragung des Mike Pence wurde nun im Kapitol gezeigt. Trump hatte offenbar Sympathie für Anhänger geäußert, die seinen damaligen Vizepräsidenten ermorden wollten. (Foto: Drew Angerer/AFP)

"Vielleicht haben unsere Anhänger die richtige Idee": Der US-Kongress hat Befragungen zum Sturm aufs Kapitol veröffentlicht. Den Ex-Präsidenten belasten sie schwer - und zeigen, dass der Riss womöglich auch durch die Familie Trump selbst geht.

Nach dem Sturm eines rechten Mobs auf das Kapitol in Washington hat ein Untersuchungsausschuss über zehn Monate hinter verschlossenen Türen Hunderte Zeugen befragt. In der öffentlichen Sitzung wurden erstmals Ausschnitte der Befragungen gezeigt - die einmal mehr verstörend Einblicke in die Versuche des damaligen US-Präsidenten Donald Trump geben, trotz der verlorenen Präsidentschaftswahl im Amt zu bleiben.

Bei der ersten öffentlichen Anhörung des Untersuchungsausschusses zur Attacke am Donnerstagabend wurde ein Video-Mitschnitt einer Befragung des früheren US-Justizminister William Barr gezeigt. Darin sagte Barr, er habe nach der Präsidentenwahl im November 2020 mehrere Gespräche mit Trump zu dem Thema gehabt. "Ich habe deutlich gemacht, dass ich nicht damit einverstanden bin, dass behauptet wird, die Wahl sei gestohlen worden, und dass dieses Zeug verbreitet wird, von dem ich dem Präsidenten gesagt habe, dass es Schwachsinn ist."

Er habe dem Präsidenten mehrfach unmissverständlich gesagt, dass er keinerlei Hinweise auf Wahlbetrug sehe, sagte Barr. Auch anderthalb Jahre später sehe er nichts, was seine Meinung ändere. Behauptungen dieser Art nannte er "verrückt".

Der Ausschuss zeigte auch den Video-Mitschnitt einer Befragung von Trumps Tochter Ivanka. Gefragt nach Barrs Aussagen sagte sie, dessen Einschätzung habe durchaus Auswirkungen auf ihre Sichtweise gehabt. Sie respektiere Barr. "Also akzeptierte ich, was er sagte."

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Trump soll sich einer Abgeordneten zufolge während der Erstürmung des Kapitols zudem positiv über Bestrebungen geäußert haben, seinen Vizepräsidenten Mike Pence zu hängen. Das erklärte die stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses zur Aufarbeitung der Kapitol-Erstürmung, die Republikanerin Liz Cheney. Trump habe von den Drohungen seiner Anhänger gegen Pence gewusst, sagte Cheney in der ersten öffentlichen Sitzung des Gremiums des Repräsentantenhauses. "Der Präsident antwortete mit dieser Einschätzung, ich zitiere, 'vielleicht haben unsere Anhänger die richtige Idee.' Mike Pence, ich zitiere, 'verdient es'", sagte Cheney unter Berufung auf die Ermittlungserkenntnisse des Ausschusses.

Pence saß der Sitzung vor, bei der am 6. Januar 2021 der Demokrat Joe Biden im Kongress als Wahlsieger bestätigt wurde. Diese Sitzung ist eigentlich ein rein formaler Akt. Doch aufgestachelt von Trump stürmten dessen Anhänger das Kapitol, um diese Bestätigung zu verhindern. Sie suchten dabei im Gebäude auch nach Pence, den sie als Verräter beschimpften und drohten, ihn zu hängen, weil er Bidens Bestätigung nicht verhindert hatte. Der Angriff auf das Herz der US-Demokratie erschütterte das Land. Bei der Attacke kamen mehrere Menschen ums Leben. Trump musste sich einem Amtsenthebungsverfahren stellen, weil er seine Anhänger vor dem Angriff in einer Rede aufgestachelt hatte. Am Ende des Verfahrens wurde er freigesprochen.

Die stellvertretende Vorsitzende Liz Cheney während der ersten öffentlichen Anhörung eines Untersuchungsausschusses. (Foto: Andrew Harnik/dpa)

Trump behauptet bis heute ohne Belege, er sei durch Wahlbetrug um den Sieg bei der Präsidentenwahl 2020 gebracht worden. Über Wochen versuchte er damals mit fragwürdigsten Methoden, den Wahlsieg des Demokraten Joe Biden nachträglich zu kippen. Am Donnerstag hat Ex-Präsident Trump kurz vor der ersten öffentlichen Anhörung des Untersuchungsausschuss den Sturm auf das Kapitol als "größte Bewegung in der Geschichte unseres Landes" bezeichnet. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP.

Der demokratische Ausschussvorsitzende Bennie Thompson sagte, das Gremium werde die amerikanische Gesellschaft bei den öffentlichen Anhörungen in den kommenden Wochen daran erinnern, was am 6. Januar 2021 geschehen sei. Es gehe aber um weit mehr als nur darum, zurückzublicken. "Denn unsere Demokratie ist weiterhin in Gefahr." Die Verschwörung gegen den Willen des Volkes sei noch nicht vorbei.

© SZ/dpa/berk - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungUSA
:Ein Staatsstreich? Wen juckt's

In den Anhörungen zum Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 wird ein atemberaubender Vorwurf formuliert: Der Mann im Weißen Haus war beteiligt an einem Putsch. Und was passiert in Amerika? Die Antwort ist verstörend.

Kommentar von Reymer Klüver

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: