Studie der Bertelsmann Stiftung:Deutsche zweifeln an Europa

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Bringt die EU dem einzelnen Vorteile? Und geht es den Menschen dank Euro besser? Einer aktuellen Studie zufolge beantworten immer mehr Deutsche diese Fragen für sich persönlich mit Nein. Die Krise des europäischen Bündnisses scheint in Deutschland zudem mehr Skepsis zu schüren als in anderen EU-Staaten.

Die Euro-Krise und die Debatte um europäische Rettungsschirme, Verfassungsfragen und die Entmachtung des Bundestags scheint ihre Spuren zu hinterlassen: Immer mehr Deutsche sind einer aktuellen Studie zufolge skeptisch, was die Vorteile der Europäischen Union und vor allem der europäischen Währung angeht.

So ist die Mehrheit der Deutschen der Auffassung, dass es ihnen mit der D-Mark heute besser ginge als mit dem Euro. In einer Studie des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung sagten 65 Prozent der Befragten, dass ihre persönliche Lebenssituation mit der D-Mark heute "viel besser" oder "etwas besser" wäre. Nur 21 äußerten hingegen die Ansicht, dass es ihnen damit "etwas" oder "viel schlechter" ginge.

Auch die Europäische Union insgesamt stellen die Deutschen zunehmend in Frage: 49 Prozent sind der Meinung, dass es ihnen ohne die EU heute besser ginge, nur 32 Prozent vermuten das Gegenteil. Etwas widersprüchlich erscheint demgegenüber allerdings, dass bei einer anderen Frage 52 Prozent der Deutschen die Ansicht äußerten, dass sich für sie persönlich durch die EU-Mitgliedschaft "eher Vorteile" ergeben würden, gegenüber nur 32 Prozent, die "eher Nachteile" vermuteten.

Mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) gaben allerdings an, dass ihre persönlichen Chancen auf dem Arbeitsmarkt ohne EU besser oder mindestens gleich gut wären, nur 28 Prozent sahen ohne EU-Mitgliedschaft schlechtere Chancen.

Franzosen und Polen weniger skeptisch

"So schlecht haben die Menschen die EU und den Euro insbesondere in Deutschland noch nie beurteilt", sagte Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung, zu den Ergebnissen der Studie, die an diesem Montag in Berlin offiziell vorgestellt werden soll.

Besonders frappierend erscheinen die Aussagen der Deutschen im Vergleich zu denen von Franzosen und Polen, die ebenfalls befragt wurden. So antworteten in Frankreich nur 34 Prozent, dass es ihnen ohne EU persönlich besser ginge. Mehr als jeder Zweite ist hingegen vom Gegenteil überzeugt. Eine bessere Lebenssituation ohne Euro vermuteten nur 36 Prozent der Franzosen.

Von den Polen äußerten sogar 59 Porzent die Ansicht, dass es ihnen ohne EU schlechter gehen würde. Nur 28 Prozent vermuteten, dass es ihnen ohne EU besser ginge. In allen drei Ländern wurden etwa 1000 repräsentativ ausgewählte Personen befragt.

© Süddeutsche.de/dapd/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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