Streit um Wikileaks-Gründer:Assange erwägt sich zu stellen - hat aber eine Bedingung

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Im Konflikt um Wikileaks-Gründer Julian Assange könnte es doch noch zu einer Lösung kommen. Laut einem Zeitungsbericht ist er bereit, sich unter Auflagen Schweden zu stellen - am Nachmittag will er sich dazu äußern. Ecuador interessiert das bislang wenig, von seinen südamerikanischen Verbündeten erhält das Land Rückendeckung.

Im diplomatischen Tauziehen um Wikileaks-Gründer Julian Assange könnte es doch noch eine Lösung geben. Er sei bereit, sich den schwedischen Behörden zu stellen, wenn er eine Garantie bekomme, nicht an die USA ausgeliefert zu werden, berichtete die Zeitung Sunday Times unter Berufung auf nicht namentlich genannte Vertraute des 41-jährigen Australiers.

Ecuadors Präsident Rafael Correa (rechts) und Außenminister Ricardo Patiño bei einem Treffen mit Vertretern der ALBA-Staaten. (Foto: dpa)

Assange, gegen den ein EU-weiter Haftbefehl aus Schweden wegen des Verdachts auf Sexualdelikte vorliegt, soll dazu in dem skandinavischen Land verhört werden. Er hat angekündigt, an diesem Sonntagnachmittag eine Stellungnahme vor der ecuadorianischen Botschaft in London abzugeben, in die er sich vor zwei Monaten geflüchtet hatte. Er vermutet ein Komplott, nachdem die Plattform Wikileaks unzählige vertrauliche diplomatische Depeschen aus den USA veröffentlicht hatte.

Nach Angaben seines rechtlichen Beraters ist Assange in "kämpferischer Stimmung" und hat sein Anwaltsteam mit weiteren juristischen Schritten beauftragt. Das sagte Baltasar Garzón vor der ecuadorianischen Botschaft kurz vor einem erwarteten Auftritt Assanges. Details nannte er nicht. "Assange hat seine Anwälte beauftragt, einen juristischen Schritt zu vollziehen, um die Rechte von Wikileaks, von Julian selber und allen, gegen die derzeit ermittelt wird, zu schützen."

Sollte Assange für sein Statement vor die Tür der Botschaft treten, riskiert er seine Verhaftung. Die Briten haben bereits klargestellt, dass die Stufen zur Botschaft bereits zu britischem Hoheitsgebiet gehören - und dass sie Assange festnehmen würden, sollte er einen Fuß vor die Tür setzen. Spekuliert wird, dass Assange von einem Balkon aus sich an die Öffentlichkeit wenden wird. Eine Mutmaßung, die auf Twitter bereits zu scherzhaften Bezügen auf Evita geführt hat. Vor der Botschaft warten mehrere hundert Sympathisanten, Medienvertreter und Neugierige. Eine Hundertschaft der Polizei war ebenfalls am Ort.

Am Donnerstag entschied Ecuador, dem Wikileaks-Gründer Asyl zu gewähren - der Schritt führte zu einem offenen Streit mit London. Die Briten deuteten an, zur Festnahme notfalls in die Botschaft eindringen zu wollen. Der Präsident Ecuadors, Rafael Correa, bezeichnete das Vorhaben als "inakzeptabel, intolerabel, taktlos und rücksichtslos". Ecuador habe "eine souveräne Regierung, die sich vor niemandem niederknie".

Der Asylstreit beschäftigt inzwischen den gesamten amerikanischen Kontinent. Am Samstag traf sich bereits die linksgerichtete Bolivarische Allianz für die Völker unseres Amerika (ALBA). Die Staaten verurteilten Londons Ankündigung als Drohung und sicherten Ecuador Rückendeckung zu. Die Außenminister des Staatenbündnisses, dem Venezuela, Kuba, Nicaragua, Bolivien, Ecuador und drei kleinere Karibik-Staaten angehören, forderten zudem eine Debatte in den Vereinten Nationen über die Unantastbarkeit der diplomatischen Vertretungen.

An diesem Sonntag kommen ebenfalls in Guayaquil die Außenminister des südamerikanischen Staatenbündnis Unasur zusammen, um ihre Haltung im Asylstreit zu beraten. Am kommenden Freitag treffen sich in Washington die Außenminister des Kontinents auf einer außerordentlichen Sitzung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS).

Linktipp: Hier streamt die Nachrichtenagentur Reuters Assanges Statement live von der ecuadorianischen Botschaft.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/infu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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