Vor dem ursprünglich für Mitte Juni geplanten Gipfeltreffen mit den USA hat Nordkorea nach Medienberichten sein umstrittenes Atomtestgelände Punggye-ri wie angekündigt gesprengt. Im Beisein ausländischer Journalisten wurden Tunnel und Wachtürme in einer entlegenen Bergregion zerstört. Spezialisten lösten im dünn besiedelten Nordosten des Landes eine Reihe von Detonationen aus, die die Journalisten bezeugen sollten. "Es gab eine riesige Explosion", berichtete Tom Cheshire vom Sender Sky News. Unter den anwesenden Journalisten waren auch ein Kamerateam der Nachrichtenagentur AP sowie ein Korrespondent des US-Senders CBS.
Weil die Führung von Diktator Kim Jong-un keine internationalen Inspektoren zu der Zeremonie einlud, gilt die Glaubwürdigkeit der Zerstörung allerdings als ebenso begrenzt wie ihre Unwiderruflichkeit. Die südkoreanische Regierung sprach allerdings von einem ersten bedeutenden Schritt hin zur Denuklearisierung der Koreanischen Halbinsel. In Punggye-ri hatte Nordkorea seine sechs Atomtests durchgeführt, den bisher letzten und zugleich stärksten im September des vergangenen Jahres. Der UN-Sicherheitsrat warf daraufhin der Führung in Pjöngjang einen erneuten Verstoß gegen Resolutionen des Gremiums vor und verschärfte die Sanktionen gegen das Land.
Kim und US-Präsident Donald Trump wollten sich am 12. Juni in Singapur treffen, um über eine friedliche Lösung des langjährigen Streits um das nordkoreanische Atomprogramm zu verhandeln. Am Donnerstag hatte die nordkoreanische Führung jedoch Äußerungen von US-Vizepräsident Mike Pence als "ignorant und dumm" bezeichnet und darüber hinaus mit der Absage des Gipfeltreffens gedroht. Trump hat den Gipfel inzwischen per Brief abgesagt.
Die international isolierte Führung in Pjöngjang reagierte zuletzt vor allem empfindlich auf Vergleiche des eigenen Landes mit Libyen. Pence sagte in einem TV-Interview am Montag in Anspielung auf Äußerungen Trumps, die Situation in Nordkorea werde "wie das Libyen-Modell enden, falls Kim Jong-un keinen Deal macht". Libyen hatte vor 15 Jahren erklärt, seine Massenvernichtungswaffen im Gegenzug für die Aufhebung von Sanktionen zerstören zu wollen. Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi wurde im Oktober 2011 von Aufständischen getötet; die westlichen Atommächte unterstützten damals die Rebellen.