Sportpolitik:Klage gegen IOC wegen gestrichenem Parallel-Slalom

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Lausanne (dpa) - Das Internationale Olympische Komitee (IOC) muss sein Programm für die Winterspiele 2018 vor Gericht verteidigen. US-Snowboarder Justin Reiter hat das IOC verklagt und will so den Parallel-Slalom bei den Spielen in Pyeongchang wieder zu einer olympischen Disziplin machen.

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Lausanne (dpa) - Das Internationale Olympische Komitee (IOC) muss sein Programm für die Winterspiele 2018 vor Gericht verteidigen. US-Snowboarder Justin Reiter hat das IOC verklagt und will so den Parallel-Slalom bei den Spielen in Pyeongchang wieder zu einer olympischen Disziplin machen.

Das sagte der ehemalige WM-Zweite im Parallel-Slalom der Deutschen Presse-Agentur. Das Bezirksgericht in Lausanne bestätigte die Klage ebenso wie eine IOC-Sprecherin. Der 34 Jahre alte Reiter argumentiert, dass die von Präsident Thomas Bach angeführte Organisation bei der Entscheidung für das olympische Programm der Spiele 2018 die Regeln der olympischen Charta gebrochen habe. Fristen seien nicht eingehalten worden. Am Freitag kommt es in Lausanne/Schweiz, wo auch der Hauptsitz des IOC liegt, zu einer ersten Anhörung (10.00 Uhr).

Das IOC schickt einen Vertreter und bestreitet einen Regelbruch. „Das Programm für die Olympischen Winterspiele 2018 wurde unter voller Berücksichtigung der olympischen Charta erstellt“, hieß es am Donnerstag in einer schriftlichen Stellungnahme.

„Das ist nichts, von dem ich wollte, dass es passiert“, sagte Reiter. „Heutzutage scheint man bei großen Sportverbänden nur dann Gehör zu finden, wenn man sie verklagt.“

Er habe unmittelbar nach Bekanntwerden der Änderung im Juni zunächst eine Online-Petition gestartet und binnen weniger Wochen mehr als 15 000 Unterschriften gesammelt. Das IOC habe auf den Brief nie reagiert, berichtete Reiter. Deswegen habe er sich zum Gang vor Gericht entschlossen. Reiter sammelt nun Spenden zur Finanzierung.

Unterstützung bekam Reiter von Olympiasiegerin Julia Dujmovits. „Es ist extrem cool, was Justin da macht. Man kann ihm nur Glück wünschen und seine Petition unterstützen“, sagte die Österreicherin. „Ich bin voll gespannt, was heraus kommt, denn so etwas hat es noch nie gegeben.“

Reiter bezieht sich mit seiner Klage auf Sektion III der olympischen Charta. Unter der Rubrik „Das olympische Programm“ steht dort auf Seite 85, dass das Programm „nicht später als drei Jahre vor Beginn der fraglichen Olympischen Spiele geändert“ werden darf.

Das IOC veröffentlichte die im Rahmen der Agenda 2020 getroffene Entscheidung, dass Parallel-Slalom zugunsten von Big Air aus dem Programm gestrichen wird, am 8. Juni 2015. Bis zur Eröffnung der Winterspiele in Südkorea am 9. Februar 2018 waren es zu diesem Zeitpunkt noch 2 Jahre und 246 Tage.

Der Deutsche Olympische Sportbund kritisierte die Entscheidung im Sommer. DOSB-Präsident Alfons Hörmann zielte da aber vor allem auf die kaum vorhandenen Strukturen im Big Air und die geringe Zahl der weltweit aktiven Sportler.

Der Snowboard Verband Deutschland kündigte schon im Juni Widerstand an. Vier der fünf deutschen Olympia-Medaillen im Snowboard holten die Raceboarder. Zuletzt gewannen Anke Karstens und Amelie Kober in Sotschi Silber und Bronze im Parallel-Slalom.

Die Disziplin war erst für die Spiele in Russland ins olympische Programm aufgenommen worden. Vor allem die Gastgeber hatten auf die Aufnahme der spannenden und TV-freundlichen Disziplin gedrängt und bei den Herren die Goldmedaille gewonnen.

„Meine Hoffnung ist, dass das IOC seinen Fehler einsieht, die Entscheidung rückgängig macht und jedem Zeit und Geld spart“, sagte Reiter mit Blick auf die Anhörung am Freitag. Die bereits am 8. Juli eingereichte Klage bestätigte das Gericht seinem Anwalt am 4. August.

Reiter startet seit 2003 im Weltcup und kommt bei bislang 86 Teilnahmen auf einen Sieg und insgesamt vier Podestplätze. Er war bei den Winterspiele in Sotschi und bei vier Weltmeisterschaften aktiv. 2013 wurde er in Kanada Vize-Weltmeister im Parallel-Slalom.

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