Sportpolitik:Hörmann: „Von Einzelstimmen nicht beeinflussen lassen“

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Düsseldorf (dpa) - DOSB-Präsident Alfons Hörmann erwartet bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes am Samstag trotz Kritik an seiner Person bei der Wahl einen starken Rückhalt.

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Düsseldorf (dpa) - DOSB-Präsident Alfons Hörmann erwartet bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes am Samstag trotz Kritik an seiner Person bei der Wahl einen starken Rückhalt.

„Man darf sich von Einzelstimmen nicht zu sehr beeinflussen lassen“, sagte der 58-jährige Unternehmer im Interview mit der Deutschen Presseagentur. „Das Bild, das sich im offenen Austausch mit den Landessportbünden, den Spitzenverbänden und den Verbänden mit besonderer Aufgabenstellung ergeben hat, war ein klar anderes.“

Frage: Freuen Sie sich auf die Mitgliederversammlung oder fürchten Sie nach Querelen im Vorfeld, dass sie unerfreulich werden könnte?

Antwort: Die Tatsache, dass es vor einer Mitgliederversammlung die eine oder andere Bewegung gibt, ist seit mittlerweile fünf Jahren zur Routine geworden. Das ändert nichts an der Vorfreude auf das Wiedersehen mit der nationalen Sportfamilie.

Frage: Der Gegenwind vor dieser Mitgliederversammlung war aber vehementer gewesen als in den Jahren zuvor. Aus dem Kreis der Spitzenverbände gibt es eine Opposition, die Ihre Wiederwahl verhindern wollte.

Antwort: Ich verspüre aus den Mitgliedsorganisationen genau den Rückhalt, der mich letztendlich auch dazu bewogen hat, wieder zu kandidieren. Insofern darf man sich von Einzelstimmen nicht zu sehr beeinflussen lassen. Das Bild, das sich im offenen Austausch mit den Landessportbünden, den Spitzenverbänden und den Verbänden mit besonderer Aufgabenstellung ergeben hat, war ein klar anderes. Frage: Ihre Wiederwahl gilt als sicher. Mit welchem Wahlergebnis wären Sie zufrieden? Was wäre eine Enttäuschung?

Antwort: Es geht nicht darum, einseitig Ansprüche zu definieren. Von Beginn an habe ich gesagt - und das war vor fünf Jahren nicht anders, als ich von Thomas Bach die Präsidentschaft übernommen habe -, dass man so ein Ehrenamt nur erfolgreich ausüben kann, wenn man von den Mitgliedsorganisationen eine deutliche Unterstützung verspürt und mit einer klaren Mehrheit ausgestattet wird. Dass nach den intensiven Jahren und wichtigen Reformen an der einen oder anderen Stelle Enttäuschungen entstehen, ist unvermeidbar. So ein umfangreicher Prozess bringt naturgemäß Unzufriedenheit mit sich. Insofern lasse ich einfach auf mich zukommen, wie das Ergebnis aussieht. Ich hoffe aber, dass das, was sich bisher als Stimmungslage und Wohlwollen abzeichnet, bei der Wahl für das Präsidiumsteam ersichtlich wird.

Frage: Die Spitzensportreform stand im Zentrum ihrer Amtszeit. Es gab viele Widerstände. Ist die Reform nun auf einem guten Weg?

Antwort: Die Leistungssportreform ist wichtig, aber nur eines unserer herausragenden Projekte. Deshalb darf man die Bewertung der Arbeit im DOSB nicht darauf beschränken. Was jedoch die Reform angeht, sind wir nach meinem Verständnis jetzt ungefähr bei der Halbzeit. Die Analysephase und die Entwicklung der gesamten Konzeption waren zweifellos schwierig, aber eben auch wichtig und notwendig.

Frage: Und die Kontroversen unvermeidlich?

Antwort: Naturgemäß sind die getroffenen Entscheidungen nicht bei jedem auf Begeisterung gestoßen. Mit dem hocherfreulichen Mittelaufwuchs in den Jahren 2018 und 2019 kommt jedoch jetzt die Phase in der wir mit Zuversicht die Reformschritte umsetzen können. Freude wird entstehen, wenn wir alle erkennen können, dass sich die Reform im Sinne der Athleten bewährt. Wir können uns nun der Umsetzung der wesentlichen Themen zuwenden: Dem Personalaufbau in Verbindung mit der Neustrukturierung der Bundesstützpunkte, die noch professionellere Bündelung der Olympiastützpunkte und die konkrete Unterstützung der betroffenen Verbände, um nur einige Stichpunkte zu nennen. Ein ganz wichtiger Punkt ist, dass die Athleten erstmals in der Geschichte direkt vom BMI über die Sporthilfe zusätzliche Förderung erhalten und auch die gerade abgeschlossene, erstmalige Bund-Länder-Vereinbarung ist als großer Erfolg zu werten. Außerdem werden die Trainer nach langem Kampf um stabile und gute Rahmenbedingungen nun hoffentlich endlich Klarheit erhalten. All das sind Dinge, die wir jetzt Schritt für Schritt umsetzen wollen.

Frage: Die Reform ist damit auf dem Weg, aber nicht vollendet ...

Antwort: Wer schon einmal ähnliche Veränderungen in großen Organisationen erlebt und gestaltet hat, weiß, dass es ein mehrjähriger Prozess ist. Das gleicht einem Marathon und nicht einem Hundertmeter-Lauf. Ich prognostiziere, dass die Leistungssportreform uns auch in den nächsten vier, fünf Jahren noch intensiv beschäftigen wird, bevor man in einen einigermaßen eingeschwungenen Zustand kommt. Es wird noch eine Olympiade plus X ins Land gehen, bis das neue System vollumfänglich so greift, wie man es sich vorstellt. Frage: Was werden weitere Kernthemen für die nächste Amtszeit sein? Hörmann: Wir haben in den vergangenen Monaten mit den Mitgliedsorganisationen nicht ohne Grund die Strategie DOSB:2028 erarbeitet, die verabschiedet werden soll. Sie enthält neben dem Gesamtpaket Leistungssport weitere Themen, wie eine Strategie für Sportgroßveranstaltungen. Gemeinsam mit dem BMI werden wir uns auf den Weg machen, über künftige Akzente nachzudenken, nachdem erfreulicherweise die Fußball-EM 2024, die Special Olympics World Games 2023 und einige Weltmeisterschaften für die kommenden Jahre schon nach Deutschland vergeben sind. Neben einer möglichen Bewerbung um eine Universiade geht es natürlich auch um die Grundsatzfrage einer möglichen Kandidatur um Olympische und Paralympische Spiele für die 2030er Jahre.

Frage: Bundesinnenminister Horst Seehofer wird erstmal bei einem DOSB-Konvent auftreten. Wie ist die bisherige Zusammenarbeit vor allem beim Kernthema Leistungssportreform bisher gewesen?

Frage: Das Wichtigste zum Auftakt der neuen Zusammenarbeit war, dass Horst Seehofer das Reformkonzept, das wir über jahrelange Arbeit mit viel Herzblut und Zeiteinsatz mit Thomas de Maizière auf den Weg gebracht haben, als weiterhin gültige Grundlage für die Zukunft definiert hat. Es gibt ja in der Politik auch Szenarien, dass ein neuer Minister die Dinge vollkommen neu justiert. Im ersten Grundsatzgespräch hat Horst Seehofer aber deutlich gemacht, keinerlei Anlass zu sehen, von dem Eckpunktepapier abzurücken, sondern alles daran zu setzen, das Konzept in bestmöglicher Form umzusetzen. Außerdem kann ich nach mittlerweile mehreren Gesprächen sagen: Ein jedes war von einem sehr intensiven, fachkundigen und auch detailbezogen Dialog geprägt. Die Zusammenarbeit hat in den vergangenen Monaten aus unserer Sicht auf Augenhöhe, partnerschaftlich und an der Sache orientiert hervorragend funktioniert. Jeder Minister hat seinen Stil und seine Vorgehensweise. Wir haben über Jahre mit Thomas de Maizière perfekt zusammengearbeitet. Und wir tun es jetzt mit Horst Seehofer.

ZUR PERSON: Alfons Hörmann (58) ist seit Dezember 2013 Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes. Davor war er seit 2005 Präsident des Deutschen Ski-Verbandes.

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