Sportpolitik:Athletenkommission will unabhängiger vom DOSB werden

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Berlin (dpa) - Die Athletenkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) will professioneller und unabhängiger von der Dachorganisation werden.

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Berlin (dpa) - Die Athletenkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) will professioneller und unabhängiger von der Dachorganisation werden.

„Auf keinen Fall streben wir ein Konstrukt an, dass uns völlig aus der Sportstruktur raus löst und uns damit von der Sportwelt isoliert“, erklärte DOSB-Athletensprecher Max Hartung am 8. März nach einer Sitzung des Sportausschusses des Bundestages in Berlin.

Um sich professionell für die Belange der deutschen Spitzensportler einsetzen zu können, fordert die Athletenkommission aber hauptamtliche Unterstützung. „Damit wir als Sportler bei aktuellen Themen am Ball bleiben können“, sagte Hartung. Der Weltklassefechter hatte erst Ende Januar den Posten des zurückgetretenen Christian Schreiber übernommen. „Wir brauchen einen Juristen. Bei der Athletenvereinbarung, dem Doping-Gesetz oder bei Nominierungen geht es auch um juristische Belange“, erklärte Hartung. Auch wäre professionelle Hilfe bei der Öffentlichkeitsarbeit und der Geschäftsführung notwendig.

Ob die Athletenkommission „am DOSB angedockt“ bleibe oder „größere Unabhängigkeit“ haben solle, müsse die Vollversammlung der Athletenvertreter der Verbände im Herbst entscheiden. „Ich halte das grundsätzlich für richtig“, sagte die Sportausschuss-Vorsitzende Dagmar Freitag. Die SPD-Politikerin zeigte sich für öffentliche Zuschüsse offen.

Die frühere Athletensprecherin des Internationalen Olympischen Komitees, Claudia Bokel, weiß aus eigener Erfahrung um das Dilemma. In Deutschland mache man einiges richtig, mit Sitz und Stimme für die Aktiven im Präsidium. „Aber ich denke, die Athletenkommission merkt, dass es wichtig ist, die Kräfte zu bündeln und dass es eine riesige Aufgabe ist. Für meinen Job in der IOC-Athletenkommission habe ich beispielsweise meinen Job aufgegeben“, sagte die neu gewählte Präsidentin des Deutschen Fechter-Bundes.

Die Politik zeigte sich offen für den auch von Hartung vorgetragenen Wunsch, dass eine Spitzensportförderung künftig auch abseits der bislang üblichen Wege in Bundeswehr, Bundespolizei und Zoll möglich sein solle.

DOSB-Präsident Alfons Hörmann soll mit dieser angestrebten Emanzipation der Athletenvertreter nicht einverstanden sein, ließ auch der spotpolitische Sprecher der Linken, Andre Hahn, durchblicken. „Ich war erstaunt bis entsetzt, dass das Verhältnis der Athletenvertreter zum DOSB und gewissen Spitzensportverbänden offenbar doch sich ziemlich schwierig gestaltet. Dass man unzufrieden ist, wie man gehört wird“, sagte Hahn. Er habe selten im Ausschuss eine derart offene Aussprache gehabt, die Sportler fühlten sich als „Alibi“ des DOSB.

Hartung hatte mit seiner Äußerung, die Bundeswehr stehe „nicht für ein besonders gutes Instrument der Sportförderung“ in Deutschland für Widerpruch beim DOSB gesorgt. Der Obmann der Unions-Fraktion, Eberhard Gienger, berichtete von konträren Reaktionen anderer Sportler. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass seine harsche Kritik etwas aufgeweicht ist“, sagte der ehemalige Reck-Weltmeister.

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