Spionagering ausgehoben:Iran meldet Schlag gegen CIA

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Teheran verhaftet 30 mutmaßliche Agenten, die in amerikanischem Auftrag wissenschaftliche Institute und Universitäten ausgespäht haben sollen. Dass die Aktion ausgerechnet jetzt bekanntgegeben wird, ist innenpolitisch heikel.

Rudolph Chimelli

Irans Geheimdienst hat die Aufdeckung eines CIA-Spionagerings und die Verhaftung von 30 iranischen Agenten gemeldet. Laut einem im Fernsehen verlesenen Communiqué haben die Beschuldigten im amerikanischen Auftrag Informationen über wissenschaftliche Institute und Universitäten gesammelt und dabei besonders Atomenergie, Luftfahrt, Verteidigung sowie Bio-Technologie im Auge gehabt. Auch Öl-, Gas- und Stromnetz, Telekommunikation, Flugplätze oder Banken seien Ziele gewesen.

Angebliches Spionageziel: Erdölraffinerie in der Nähe von Ahvaz. (Foto: AP)

Teheran hatte oft die Verhaftung ausländischer Agenten bekanntgegeben, aber seit der Revolution von 1979 nicht in diesem Umfang. Zeitpunkt der Aktion und Namen der Verhafteten sind nicht bekannt, doch sollen unter ihnen "Direktoren in Regierungsämtern" sein. Wie es heißt, wurden die Kontakte zu den Agenten von amerikanischen Botschaften in mehreren Drittländern geknüpft, vor allem in den Vereinigten Arabischen Emiraten, der Türkei und Malaysia - drei Länder, die von Iranern häufig auf Geschäftsreisen, zum Studium oder als Tourismusziel aufgesucht werden. Um die Mitarbeit von Iranern zu gewinnen, hätten die Amerikaner Visa, Aufenthaltsgenehmigungen in den USA oder Studienaufenthalte in Aussicht gestellt. Durch die Aussagen der Verhafteten wurden angeblich auch 42 amerikanische Agentenführer identifiziert. Ihre Namen blieben gleichfalls unerwähnt. Bei der Zerschlagung des Ringes habe sich als nützlich erwiesen, dass einige der von der CIA angeworbenen Iranern sich als Doppelagenten betätigt hätten.

Dass Geheimdienstminister Heidar Moslehi gerade in diesem Augenblick mit einem Erfolg auftrumpft, dürfte im Zusammenhang mit dem zähen Ringen um Einfluss stehen, das Präsident Mahmud Ahmadinedschad derzeit mit den Gefolgsleuten des Geistlichen Führers Ali Chamenei führt. Der Präsident hatte Moslehi vor einigen Wochen entlassen, der Führer setzte ihn sofort wieder in sein Amt ein. Ähnliches war schon einmal vorgefallen. So wollte Ahmadinedschad, der sich nach Entlassung des Erdölministers selber zu dessen kommissarischem Nachfolger ernannt hatte, Iran auf der nächsten OPEC-Sitzung in Wien vertreten. Doch sofort erklärte der Wächterrat, das Chamenei nahestehende geistliche Verfassungsgericht, die Übernahme des Ressorts durch den Staatschef für ungesetzlich. Einem seiner engsten Vertrauten, dem Vizepräsidenten Hamid Baghaei, verbot ein Gericht für vier Jahre die Ausübung jedes öffentlichen Amtes.

Gezielt werden Gerüchte ausgestreut, nach denen Chamenei bereits den früheren Kommandeur der Revolutionsgarden, Mohsen Resai, damit beauftragt hat, Sondierungen für die Bildung eines Schattenkabinetts aufzunehmen. Ziel der heftigsten Angriffe bleibt jedoch Ahmadinedschads Freund und Kabinettschef Esfandiar Rahim Maschaei. Konservative Abgeordnete werfen ihm vor, er wolle den Geistlichen Führer zu einer zeremoniellen Figur degradieren. In vielerlei Hinsicht sei "der Abweichler" Maschaei mit den "Aufrührern" der Grünen Bewegung einig. Ayatollah Mohammed Taghi Mesbah Sade, einst Ahmadinedschads geistlicher Mentor, behauptet nun, der Präsident sei von Maschaei "verhext" worden.

© SZ vom 23.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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